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Wildgehege Moritzburg bei Dresden  Wildgehege Moritzburg bei Dresden : Weißer Hirsch wurde getötet und geköpft

02.01.2014, 15:37
Die undatierte Aufnahme zeigt den im Moritzburger Wildgehege (Sachsen) getöteten weißen Hirsch.
Die undatierte Aufnahme zeigt den im Moritzburger Wildgehege (Sachsen) getöteten weißen Hirsch. SMUL/dpa Lizenz

Moritzburg/Dresden/dpa - Trophäenjagd oder Tierquälerei: Unbekannte haben in der Silvesternacht den seltenen weißen Hirsch im Wildgehege Moritzburg bei Dresden getötet und enthauptet. Pfleger fanden am Neujahrsmorgen nur den Körper des 14 Jahre alten Tieres, der Kopf mit dem mächtigen 22 Enden-Geweih fehlt. Die Polizei ermittelt nach Angaben vom Donnerstag wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Die Täter verschafften sich am 31. Dezember gewaltsam Zutritt zu dem Gehege, „zwischen 22 und 23 Uhr“, wie der Leiter des Forstbezirks Dresden, Markus Biernath, der Nachrichtenagentur dpa sagte. Der kapitale Hirsch sei mit einem Schuss getötet worden. „Nach dem Verenden wurde der Kopf abgetrennt, unwaidmännisch und unprofessionell.“
Wie ein Polizeisprecher sagte, wurde bei der Untersuchung des Kadavers keine Einschussstelle gefunden.

Auch die Spurensicherung lieferte keinen Beweis etwa in Form von Patronenhülsen dafür. „Ein Zeuge berichtete aber von einem Gewehrschuss.“ Die Behörden vermuten, dass Trophäenjäger am Werk waren. Nach Angaben der Polizei gibt es einen Markt dafür. Gegen den Verkauf der „Beute“ spreche aber, dass der Hirsch „ziemlich brachial“ und nicht fachgerecht geköpft worden sei, sagte der Polizeisprecher, ohne Einzelheiten zur Vorgehensweise zu nennen. „Das minimiert die Verkaufschancen.“

Schon seit dem 17. Jahrhundert wird weißes Rotwild in Moritzburg gehalten

Forstbezirksleiter Biernath vermutet persönliches Interesse hinter der Tat. Ein Dritter könne mit der Trophäe wenig anfangen, weil das individuelle Jagderlebnis fehle, erklärte er. Bei legalem Abschuss würden aber schon einige tausend Euro für einen Hirschkopf gezahlt. „Es ist ein großer Verlust“, sagte Biernath. Mit dem Prachthirsch fehle eines der Aushängeschilder des 40 Hektar großen Wildgeheges, in dem etwa 30 heimische Tierarten von Luchs bis Elch leben.

Sachsens Kurfürsten hielten schon seit 1694 weißes Rotwild für repräsentative Zwecke in Moritzburg. Weiße Hirsche gehörten zu den exklusivsten Bewohnern im Alten Thiergarten, die die Sowjetarmee aber bei der Auflösung des Areals 1945 erlegte. Seit rund zehn Jahren bemüht sich das in den 1950er Jahren angelegte Wildgehege um die Wiederbelebung dieser Tradition. Biernath ist sicher, dass der nun auf die Hirschkuh und ein einjähriges Jungtier geschrumpfte Bestand wieder aufgestockt wird. Vielleicht hat auch der Prachthirsch seine Aufgabe erneut erfüllt. „Wir warten, ob das Alttier schwanger ist“, sagte er.