Verkehrsrecht: Verkehrsrecht: Der Knöllchen-Anwalt von der A 9

BERG-BAD STEBEN/DAPD. - Um 7 Uhr ist es noch still auf dem Autohof Berg-Bad Steben an der A 9. Nebel zieht über das betonierte Areal im Dreiländereck von Bayern, Sachsen und Thüringen. In der Autobahn-Kanzlei von Peter Möller am Rande des Autohofes herrscht dagegen bereits Betriebsamkeit. Ein Fahrer aus dem Sauerland steht mit sorgenvoller Miene im Büro, Grund ist ein Bußgeldbescheid. "Ich hab die Lenkzeit überzogen, weil es keinen Parkplatz mehr gab. Nun soll ich ein paar hundert Euro bezahlen, die ich gar nicht habe", sagt der 47-Jährige.

Der Fall sei ein Klassiker, sagt Rechtsanwalt Peter Möller, Chef von Deutschlands erster Autobahnkanzlei, der seit 2009 auch in Uhrsleben an der A 2 im Bördekreis eine Filiale hat. Zumeist seien es Verstöße gegen die Lenkzeitvorschriften, zu geringer Sicherheitsabstand und Geschwindigkeitsübertretungen, die den Fahrern angelastet würden. Und ohne die Kanzlei auf dem Autohof hätten die Trucker oft keine Chance, sich gegen die Anzeigen zu wehren. "Ich komme meist erst Freitagnachmittag von der Tour nach Hause und kann dann meine Post lesen. Und am Montag, wenn ich zum Anwalt müsste, sitze ich schon wieder auf dem Bock", sagt der Brummifahrer aus dem Sauerland.

Genau in diese Lücke ist der 53-jährige Advokat vor zwei Jahren gestoßen. Er holt seine Mandanten dort ab, wo sie zu Hause sind - auf der Straße. Das Angebot wird von den Fernfahrern gut angenommen, bis zu 30 Fälle landen täglich in den Vorgangsordnern. Der findige Anwalt hat auch den Messstellenüberprüfer erfunden und dafür mehrere Mitarbeiter eingestellt, die auf Fehlersuche bei der Polizei sind. "Wenn man genauer hinschaut, finden sich fast immer etwas: Nicht richtig kalibrierte Blitzer, an falschen Stellen platzierte Abstandsmesser und so weiter", sagt Möller. Unter Truckern hat sich das Angebot herumgesprochen, und Möller konnte unlängst expandieren. So beschäftigt er derzeit elf Anwälte in sechs Niederlassungen. Nach einer "normalen" Kanzlei sehnt er sich nicht: "Ich mag diese Fernfahrerromantik, weil das das echtere Leben ist."