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Vergleich Vergleich: Berlin, Hamburg, Möckern

Von ANTONIE STÄDTER 20.01.2010, 19:07

MÖCKERN/MZ. - Von Großstadttrubel keine Spur. Und dennoch wird Möckern neuerdings immer wieder in einem Atemzug mit Hamburg und Berlin genannt. Denn in einem Punkt kommt die Stadt, die zu DDR-Zeiten der Broiler bekannt gemacht hat, den Metropolen ziemlich nahe: Als Folge der Gebietsreform zählt sie nach Angaben der Stadt mit einer Ausdehnung von rund 517 Quadratkilometern zu den flächenmäßig größten Städten Deutschlands. Gleich nach Berlin und Hamburg. Da sind nicht nur die Möckeraner überrascht.

Bevor Frank von Holly (CDU), Bürgermeister dieser - gewissermaßen - drittgrößten Stadt Deutschlands, nun aber darüber in Jubel ausbricht, betont er: "Ich sehe das vor allem als Verantwortung." Seine Themen sind eher die Sanierung von Schulen, die Vereine, Feuerwehren oder der Ausbau der Stadthalle - und keine großen Werbeaktionen. Allerdings: Seitdem sich die Sache mit dem neuen Status herumgesprochen hat, sieht er darin auch eine gute Gelegenheit, seine Stadt bekannter zu machen. Immer öfter wird er darauf angesprochen. Neulich habe jemand zu ihm gesagt: "Das ist doch eine Steilvorlage." Nun wird in Möckern überlegt, wie sie genutzt werden kann.

"Ich bin natürlich stolz darauf, dass unsere Stadt da an dritter Stelle steht", sagt Marlis Heinrich, die nahe des Rathauses ein kleines Geschäft besitzt, in dem sie auch Souvenirs verkauft. "Möckern ist nicht nur die Stadt der Hühner, sondern mit ihren vielen Schlössern und Wäldern auch touristisch wirklich sehenswert." Allerdings sei der überraschende Listenplatz noch nicht bei allen Einwohnern angekommen.

"Daraus kann man was machen", meint auch Gudrun Rotermund, die in der Stadt das Kulturcafé betreibt. Zum Beispiel noch mehr darüber reden, was die immense Fläche für die nur gut 14 000 Einwohner bedeutet. "Wenn ich unterwegs bin, bin ich immer wieder überrascht, was alles zu Möckern gehört." So gehe es auch vielen anderen hier.

Die Größe der Stadt hat sich im Zuge der Gebietsreform in den vergangenen Jahren immerhin fast verdoppelt: Will man sie in Nord-Süd-Richtung durchqueren, hat man knapp 30 Kilometer vor sich - die Ost-West-Ausdehnung beträgt rund 40 Kilometer. Aus 26 Ortsteilen besteht die Stadt heute.

Möckern ist damit auch vielfältiger geworden. Da ist - natürlich - der Wiesenhofkonzern. Nach 1990 übernahm er das "Kombinat Industrielle Mast", einen in den 60ern gegründeten Geflügelmastbetrieb. Er gehörte in der DDR zu den größten seiner Art. Deswegen denken bei Möckern auch viele heute noch an Hühner. Sogar ein Denkmal wurde dafür aufgestellt. Doch auch in Theeßen und Stegelitz gibt es große Gewerbegebiete. Da sind zudem der Fläming bei Magdeburgerforth, der berühmte Storchenhof in Loburg und das imposante Schloss in Möckern, das eine Grundschule beherbergt. Oder die Theologische Hochschule in Friedensau, wo junge Leute aus aller Welt studieren. All das ist heute Möckern.

Frank von Holly, der bis zur Wahl zum Bürgermeister knapp 18 Jahre lang Bauamtsleiter der Stadt war, gebraucht dafür gern das Bild einer großen, kommunalen Familie: "Man hat die Möglichkeit, Freud und Leid zu teilen." Er ist ein großer Verfechter der Einheitsgemeinden. Auch, wenn sich jeder ein Stück weit für die Gemeinschaft aufgeben müsse - "die Identität der Orte soll bewahrt werden".

Am neuen, großen Wir-Gefühl müsse jedoch mitunter noch gearbeitet werden. Um die Menschen zusammenzubringen, macht der 46-Jährige seit einiger Zeit Gebrauch von einem kleinen Trick: Wenn er bei Betriebsjubiläen oder ähnlichem kleine Präsente verteilt, dann sind das meist Gutscheine für Dinge in einem entfernter liegenden Ortsteil. "Damit werden die Beschenkten zu Multiplikatoren." Und erzählen später oft von ihrem Abstecher in einen Ort, den sie zuvor noch gar nicht gekannt haben.

Eigentlich, sagt Frank von Holly dann noch, sei Möckern flächenmäßig gar nicht die drittgrößte Stadt Deutschlands. Sondern die größte. Weil: "Hamburg und Berlin sind ja Stadtstaaten." Wie auch immer: Die Zeit drängt, dies auch zu nutzen. Denn, so der Bürgermeister: "Im Rahmen der Gebietsreform entsteht meines Wissens eine noch größere Struktur um Gardelegen."