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Veraltetes Betriebssystem Windows XP Veraltetes Betriebssystem Windows XP: Risiko in Rechnern der Landesverwaltungen

Von Hendrik Kranert-Rydzy 12.03.2014, 21:47
Das alte Microsoft-Betriebssystem Windows XP birgt Gefahren.
Das alte Microsoft-Betriebssystem Windows XP birgt Gefahren. Fotocollage: mz/biedermann Lizenz

Magdeburg/MZ - Trotz drohender Sicherheitslücken wird auf Hunderten Computern in der sachsen-anhaltischen Landesverwaltung noch das Microsoft-Betriebssystem Windows?XP eingesetzt. Das bestätigte das zuständige Finanzministerium auf MZ-Anfrage. Und obwohl Microsoft ab dem 8. April jegliche technische Unterstützung für XP einstellen will, muss das System vermutlich noch über Jahre in etlichen Bereichen der Landesverwaltung weiter genutzt werden.

Wie ein Schweizer Käse

Angesichts dessen warnte der Geschäftsführer des Magdeburger IT-Sicherheitsdienstleiters AV-Test, Andreas Marx, vor gravierenden Risiken: „XP wird wie ein Schweizer Käse immer löchriger.“ Zwar stellt die Verwaltung auf neue Betriebssysteme um, doch das wird einen größeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Und: „Wir sind darüber hinaus noch eine gewisse Zeit auf XP angewiesen, weil in bestimmten Fachbereichen Programme nur unter XP laufen“, sagte Jens Lockenvitz, IT-Referatsleiter im Finanzministerium.

Neue Technik zu teuer?

Software-Experte Marx hält das für vorgeschoben: „Die meisten Anwendungen laufen problemlos unter Windows?7.“ Darüber hinaus sei es möglich, alter Software mit Hilfe von sogenannter Emulatoren eine XP-Umgebung vorzugaukeln. Der tatsächliche Grund, dass nach wie vor auf vielen Rechnern in Behörden noch XP laufe, sei ein Kostenfaktor, so Marx: „XP läuft derzeit quasi umsonst, die Rechner sind alt und abgeschrieben.“ Es müsse daher in neue Technik, vor allem aber in teure Techniker investiert werden - da kämen je Arbeitsplatz mehrere hundert Euro zusammen. Das Finanzministerium bestätigt das Problem indirekt: Die Umstellung auf neue Technik könne nur „im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“ erfolgen.

Lockenvitz relativiert derweil die Gefahren: „Unsere Firewall hat bisher fast alles abgefangen.“ Der Referatsleiter räumt allerdings auch ein, wovor IT-Experte Marx warnt: „Es braucht überhaupt keine Verbindung zum Internet, um XP zu attackieren. Ein einziger USB-Stick reicht aus, dann verbreitet sich ein Virus über das Firmen-Netzwerk.“

XP auch auf Geldautomaten

Zwar hätten alle führenden Antivirus-Produzenten erklärt, weiterhin Viren-Signaturen für XP bereitzustellen, doch der US-Softwarekonzern Microsoft selber stopft keine Sicherheitslücken mehr - im vergangenen Jahr waren es mehr als 100. Lockenvitz zieht daher in Betracht, mit Microsoft einen Dienstleistungsvertrag für alte XP-Rechner abzuschließen. Dabei müsse man abwägen, ob Risiko und Kosten zueinander im Verhältnis stünden. Das Problem XP besteht nicht nur in der Landesverwaltung: Auf ungefähr 30 Prozent aller internetfähigen Desktop-Rechner und auch zahlreiche Geldautomaten nutzen noch XP.