Unwetter-Folgen Unwetter-Folgen: Erste Bewährungsprobe für Dämme

RIESTEDT/PÖLSFELD/MZ. - Aufatmen in Riestedt: Die neuen Dämme oberhalb des Ortes haben ihre erste Bewährungsprobe bestanden. Der Regen am Mittwoch richtete in dem Sangerhäuser Ortsteil keine neue Schäden an. Allerdings wurden die Arbeiten an dem Wall-System aus zigtausenden Sandsäcken durch die neuen Niederschläge erheblich erschwert. Die rund 400 Helfer von Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Privatfirmen versanken fast im Schlamm. Ihre Stiefel und Schuhe verwandelten sich im Nu in kiloschwere klebrige Klumpen.
Auf dem etwa 60 Fußballfelder großen Acker, der stark abschüssig ist, hatte sich in der Nacht zum Montag zum zweiten Mal in nur zehn Tagen nach Starkregen eine Schlammlawine gebildet. Sie ergoss sich dann in die tiefer liegenden Grundstücke.
Da der gesamte Hang abzurutschen drohte, löste Landrat Dirk Schatz (CDU) daraufhin Katastrophenalarm aus.
Am Mittwoch brachten Lkw im Takt weniger Minuten weitere Sandsäcke zu den drei Wall-Baustellen. Die Sandsäcke wurden an zwei Stellen im Ort von Feuerwehrleuten und Soldaten maschinell gefüllt. Insgesamt 10 000 Sandsäcke waren auch an die Riestedter verteilt worden. Sie sollen damit vorsichtshalber ihre Häuser schützen.
Kritik aus Pölsfeld
Feuerwehrleute aus Berga und Wolferstedt sowie andere Helfer stabilisierten die drei fast fertigen Wälle zusätzlich mit Baumstämmen und Kanthölzern. Anders als zuerst geplant, sollen aber keine weiteren Wälle aufgestellt werden. Am Mittwochabend wurde von Fachleuten entschieden, stattdessen ein 250 Quadratmeter großes Schotterbett zu schaffen. Es soll die Wassermassen bremsen und den Schlamm festhalten. Das Bett wird am Donnerstag von Einsatzkräften der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und Mitarbeitern von Privatunternehmen angelegt. Die Bundeswehr und die Bereitschaftspolizei wurden am Abend aus Riestedt verabschiedet. Das provisorische Schutzsystem soll nach Angaben von Kreissprecherin Babett Mitschka zumindest bis zum Frühjahr kommenden Jahres halten. Gegenwärtig wird ein richtiges Entwässerungssystem für den Hang geplant. Während die Arbeiten in Riestedt vorangehen, gibt es Kritik aus dem Allstedter Stadtteil Pölsfeld. Der Ort war bei dem Unwetter ebenfalls zum zweiten Mal von einer Schlammwelle überrollt worden. Einwohner fühlen sich alleingelassen. Während in Riestedt hunderte Helfer im Einsatz seien, habe Pölsfeld kaum Hilfe erhalten, sagen sie.
Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) sprach von durchaus verständlichen emotionalen Reaktionen. "Ich hätte mir auch eine bessere Zusammenarbeit gewünscht", sagte er der MZ. So habe sich die Straßenmeisterei, die für die Straßengräben zuständig sei, "nicht einmal blicken lassen". Richter hat nun gemeinsam mit den Pölsfelder Ortschaftsrat einen Katalog an Maßnahmen erarbeitet, die zum Teil bereits umgesetzt werden. Sie beinhalten neben dem Ausbau eines vorhandenen Schlammbeckens, der gegenwärtig läuft, das Anlegen von Kaskaden und Grünstreifen, um neue Schlammlawinen zu stoppen. Mit Landrat Schatz sei vereinbart worden, gemeinsam über das weitere Vorgehen zu beraten. Er wisse auch nicht, ob der Ort die Arbeiten alleine stemmen könne, sagte der Bürgermeister. Deshalb wäre es schön, "wenn Pölsfeld auch von der Hilfe profitieren könnte".
Kreissprecherin Mitschka betonte, dass die Einsatzleitung den Allstedter Ortsteil keinesfalls vergessen habe. Das Hauptaugenmerk liege aber im Moment auf Riestedt, um dort die weiter drohende Gefahr eines Hangrutsches zu bannen.