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Unsicheres Sachsen-Anhalt Unsicheres Sachsen-Anhalt: Halle und Magdeburg sind Kriminalitätshochburgen

Von Ralf Böhme und Markus Decker 23.04.2018, 18:30
Handschellen liegen auf einem Tisch.
Handschellen liegen auf einem Tisch. dpa

Halle (Saale)/Berlin - Während die Kriminalität bundesweit zurückgeht, rückt Sachsen-Anhalt bei der Kriminalitätsentwicklung in den Fokus: Überraschenderweise gehören die Großstädte in Mitteldeutschland zu den gefährlichsten der Republik.

Die neue Kriminalitätsstatistik wird eigentlich erst im Mai vorgestellt. Die „Welt“ berichtet indes vorab über die Zahlen. Demnach gehören sechs Großstädte in Mitteldeutschland zu den 20 gefährlichsten in ganz Deutschland.

Halle (Saale) auf Rang 6 der kriminellsten deutschen Städte

Für die Rangliste wurde die Zahl der Delikte pro 100.000 Einwohner berechnet. Halle kommt mit fast 13.000 Straftaten 2017 auf Platz sechs, nach Dresden und Leipzig. Magdeburg liegt mit mehr als 11.000 Delikten auf Rang 14, Erfurt und Chemnitz liegen auf den Plätzen 17 und 18. Die Spitze der Statistik bilden Frankfurt (Main), Hannover und Berlin.

Innenexperten in Sachsen-Anhalt reagieren überrascht. Rüdiger Erben, innenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion: „Sachsen-Anhalt - das Flächenland mit der höchsten Kriminalitätsbelastung: Da müssen alle Alarmglocken schrillen.“

Ursachensuche für hohe Kriminalitätsrate in Sachsen-Anhalt

Offensichtlich glaubten mögliche Straftäter, dass sie in Sachsen-Anhalt besonders leicht zum Zuge kommen könnten. Aber allein mit ungenügender Polizeidichte sei die aktuelle Situation nicht zu erklären. Erben: „Deshalb ist jetzt der Innenminister gefordert.“ Holger Stahlknecht (CDU) müsse die Ursachen dieser Entwicklung aufklären und darüber umgehend den Landtag informieren. Auf MZ-Anfrage war von Innenminister Stahlknecht keine Stellungnahme zu erhalten.

Keine einfachen Lösungen sieht Hanno Schulz, Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter in Sachsen-Anhalt. Allerdings warnt der Experte vor Panikmache angesichts der vorab verbreiteten Zahlen. „Jede Statistik hat ihre Tücken und muss differenziert interpretiert werden.“

Kriminalitätsrate in Deutschland sinkt

Insgesamt verzeichnet Deutschland 2017 fast zehn Prozent weniger Straftaten als im Vorjahr. Einen derart starken Rückgang bei der Kriminalität habe es seit fast 25 Jahren nicht gegeben, heißt es.

Unterm Strich werden 5,76 Millionen Straftaten ausgewiesen – im Vergleich zu 2016 entspricht das einem Minus von 611.000 Taten. Etwa ein Drittel aller Taten entfällt demnach – wie in den Vorjahren – auf Diebstahlsdelikte: Es gab 2,09 Millionen Fälle, das ist ein Minus von 11,8 Prozent. Bei der gemeldeten Gewaltkriminalität wurde laut dem Welt-Bericht ein Rückgang um 2,4 Prozent auf rund 189.000 Fälle verzeichnet. Unverändert ist die große Mehrzahl der Täter männlich und deutsch.

Zustände an Schulen erneut verschlechtert

Nicht überrascht von den Zahlen zeigte sich der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Thomas Bliesener. „Auch die Vergreisung unserer Gesellschaft spielt möglicherweise eine Rolle.“ Denn bekanntermaßen seien Jüngere häufiger kriminell als Ältere.

Bereits vorher bekannt war, dass die Zahl der registrierten Wohnungseinbrüche in Deutschland 2017 um mehr als ein Fünftel zurückgegangen ist. Die Polizei, die gegen entsprechende Banden mittlerweile systematisch und länderübergreifend vorgeht, erfasste für 2017 insgesamt rund 117.000 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche, wie Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur ergaben. Die Zustände an den Schulen in Deutschland haben sich dagegen wieder verschlechtert. (mz)