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Unglück Unglück: Tödlicher Grillabend im Harz

06.04.2009, 16:45

HALBERSTADT/MZ/LÖ/DPA. - Für ein Paar aus Halberstadt aber endete der idyllisch beginnende Abend tödlich. Die Eheleute erstickten an giftigem Kohlenmonoxid, weil sie den Holzkohlegrill von der Terrasse in den Wintergarten gestellt hatten.

Besorgte Tochter fand Leichen

Das Unglück ereignete sich am Samstagabend, wurde aber erst am Sonntagabend bemerkt, wie die Polizei am Montag mitteilte. Die 24 Jahre alte Tochter, die nach dem Grillabend in ihre Wohnung nach Blankenburg gefahren war, hatte sich am Sonntag Sorgen gemacht, weil sie ihre Eltern im Alter von 44 und 54 Jahren nicht erreichen konnte. Am Abend entdeckte sie gemeinsam mit Nachbarn die Leichen.

"Wir gehen davon aus, dass das Ehepaar den Holzkohlegrill in den geschlossenen Wintergarten des Hauses gestellt und dort als Heizquelle weiter betrieben hat", so Polizeisprecher Peter Pogunke. Die Tochter verließ ihre Eltern, nachdem sie den Kohlegrill in das Haus gestellt hatten. Anschließend wurde ihr übel, so dass sie gleich am Sonntagmorgen versuchte, ihre Eltern telefonisch zu erreichen.

Das Unglück ist nicht der erste Fall dieser Art in Sachsen-Anhalt: Vor einem Jahr war in einem Bungalow am Jersleber See (Landkreis Börde) eine 59 Jahre alte Frau gestorben. Auch sie hatte nach dem Grillen giftiges Kohlenmonoxid eingeatmet. Der 61 Jahre alte Mann und ein 36-jähriger Sohn überlebten, trugen aber schwere Schäden davon. Anfang 2009 wurden in einer Gartenlaube in Haldensleben die Leichen eines 41 Jahre alten Mannes und einer 51-jährigen Frau gefunden. Neben den Leichen entdeckten Polizisten einen Grill.

Kohlenmonoxid (CO) ist ein farb- und geruchloses Gas. Wird es eingeatmet, blockiert es die Aufnahme von Sauerstoff im Blut. So entsteht Sauerstoffmangel im Gewebe, was je nach Konzentration zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Atemlähmung und Tod führt. Kohlenmonoxid entsteht bei der unvollständigen Verbrennung organischer Verbindungen.

Experten: Nur kohlefrei ins Haus

Der Landesfeuerwehrverband warnte angesichts des erneuten Unglücks am Montag eindringlich davor, Grills in geschlossenen Räumen abzustellen. "Das sollte man wirklich nur tun, wenn der Grill gesäubert und die Kohle raus ist", sagte Verbandschef Ingolf Hirsch. Selbst wenn Grillkohle erloschen oder gar abgekühlt scheint, könne sie im Inneren weiterglimmen und Kohlenmonoxid freisetzen. Gerade in kleinen Räumen könne es schnell zu gefährlichen Konzentrationen des Atemgiftes kommen. Bei einem Test der Feuerwehr Wiesbaden mit einem laufenden Grill war bereits nach 15 Minuten im geschlossenen Raum der Grenzwert, bis zu dem Feuerwehrleute noch ohne Atemschutz hätten arbeiten dürfen, weit überschritten.