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Umwelt Umwelt: Giftige Raupen plagen Menschen und Eichen

Von Anita Pöhlig 14.06.2007, 14:44

Braunschweig/dpa. - «Die Insekten haben sich zwar nichtexplosionsartig vermehrt, fühlen sich in Deutschland aberoffensichtlich immer wohler», sagte die Sprecherin der BiologischenBundesanstalt (BBA) in Braunschweig, Gerlinde Nachtigall.

Die BBA hat jetzt erstmals das Vorkommen der Tiere in einer Karteerfasst. Danach sind Bayern und Baden-Württemberg besonders starkbetroffen. Aber auch östlich der Elbe in Sachsen-Anhalt undBrandenburg hat sich das Insekt seit dem trockenen Sommer 2003deutlich vermehrt. In Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt esebenfalls Gebiete, in denen sich die Raupen wohlfühlen.

«Die Härchen der Raupen können Juckreiz verursachen, dem einAusschlag folgt. Auch Reizungen der Augen und Atemwege bis hin zuAsthma-Anfällen können ausgelöst werden», warnt Alfred Wulf von derBBA. Eichen können die Raupen total kahl fressen, andere Bäume stehennicht auf ihrem Speiseplan. Allerdings würden die Eichen durch denKahlfraß nicht absterben, sie könnten in der Regel neue Triebebilden.

In dichten Eichenwäldern tritt der Schädling zudem kaum auf, eherin einzeln stehenden Bäumen oder an Waldrändern, wo die Sonneausgiebig scheint. «Das Insekt liebt Wärme», sagte Nachtigall.Befallen die Raupen eine Eiche nahe Siedlungen, beginnen dieProbleme. So mussten kürzlich im Kreis Offenbach einige Schwimmbädersowie der Außenbereich eines Kindergartens vorsorglich geschlossenwerden, wie das dortige Gesundheitsamt mitteilte. An einerGartenanlage seien zudem Warnschilder aufgestellt worden.

Die mikroskopisch kleinen Brennhaare insbesondere der älterenRaupen brechen leicht ab und bohren sich in die Haut ein. Die Haaresondern ein Gift ab, das die allergischen Hautreaktionen hervorruft.Die anfangs gelblich-braunen, kleinen Raupen werden späterschwärzlich-grau und erreichen eine Länge von maximal fünfZentimetern. Schließlich werden dann unscheinbare, gräuliche und vorallem ungefährliche Schmetterlinge aus den Raupen. Ihren Namen habendie Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) von derEigenart, als Raupen nachts in «Prozessionen» - eine hinter deranderen - von den Nestern aus zum Fressen in die Kronen der Eichen zuwandern.

BBA-Wissenschaftler Wulf warnt davor, die Raupen zu berühren oderdie Nester selbst zu beseitigen. «Das müssen Schädlingsbekämpfer oderFeuerwehrleute machen», rät Wulf. Problematisch seien die bis zueinem Meter langen so genannten Gespinste, die die Raupen als Nesterzwischen den Ästen bauen. Mit einem Wasserstrahl aber auch beimAbflämmen würden die giftigen Härchen oft nur verwirbelt. Bewährthätte sich dagegen eine fachmännische Bekämpfung mit Bindemitteln.

Wer Kontakt mit den Raupen hatte, sollte intensiv duschen und dieKleidung waschen. «Die Raupenhaare besitzen eine lange Wirkungsdauer,sammeln sich im Unterholz und haften an Kleidung und Schuhen»,erläutert Wulf. Selbst nach einem Jahr könnten sie noch gefährlichwerden.

Verbreitung des Eichenprozessionsspinners (Grafik: dpa)
Verbreitung des Eichenprozessionsspinners (Grafik: dpa)
dpa