Uchtspringe Uchtspringe: Schlimme Zustände in Haftklinik
MAGDEBURG/MZ. - In dem Landeskrankenhausfür forensische Psychiatrie, in dem vor allemGewalt- und Sexualstraftäter betreut werden,herrsche ein großer Personalmangel und einvöllig unzureichendes Therapieangebot. Esgebe ein "ernstzunehmendes Problem mit nichtabsehbaren Risiken und Folgen für Patienten,Mitarbeiter und Öffentlichkeit", heißt esin dem Papier.
"Die Klinik ist ständig überbelegt und gleichzeitigunterbesetzt, angesichts der Überbelegungfehlt ein Drittel des tatsächlich nötigenPersonals", sagte Ausschusschef Bernd Langer,Chefarzt des Psychiatriezentrums der Arbeiterwohlfahrtin Halle. Statt 284 seien nur 210 Stellenbesetzt, um die derzeit 309 Insassen zu betreuen.Diese Angaben weichen stark von den Zahlenab, die Sozialministerin Gerlinde Kuppe (SPD)bei der Vorstellung des Berichtes nannte.Demnach seien in Uchtspringe gerade einmaldrei Stellen nicht besetzt. Kuppe will nunin einem Gutachten klären lassen, ob es einenMehrbedarf an Personal gebe.
Der ehemalige Chef des Psychiatrieausschusses,Felix M. Böcker, hat Zweifel an den bisherigenAngaben aus dem Ministerium, zumal es bisheute keine Stellungnahme des Ministeriumsauf unsere Zahlen gebe. Der Betreiber derKlinik, die landeseigene Salus GmbH, besetzegerade beim Pflegepersonal freie Stellen nicht,um Geld zu sparen. Kuppe ging darauf nichtein, sondern verwies auf den Zuschuss desLandes für die Klinik, der sich in den vergangenenJahren auf 30Millionen Euro verdoppelt habe."Therapie und Sicherheit sind gewährleistet",ergänzte ein Sprecher des Ministeriums.
Langer machte hingegen deutlich, dass es alsFolge des Personalmangels weniger Therapieangebotegebe. Im Durchschnitt sei pro Patient nuralle zwei Wochen ein Therapiegespräch von45 Minuten möglich. "Unabhängig von der Artder Erkrankung ist das auf jeden Fall zu wenig,ein bis zwei Gespräche pro Woche sind mindestenserforderlich", so Böcker. Die Arbeitstherapiesei um mehr als die Hälfte auf 3,5 Stundenpro Tag gesunken.
Mitarbeiter kritisierten laut Bericht zudem,dass Stationsvisiten aufgrund des Ärztemangelsverkürzt oder gestrichen worden seien. Resozialisierungsaktivitätenwürden auf ein Minimum reduziert, in der Ergotherapiegebe es keine Fortbildung mehr. Unter demPersonal herrsche ein Motivationsverlust.