1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Übergewichtige in Sachsen-Anhalt: Übergewichtige in Sachsen-Anhalt: Kliniken und Rettungsdienste rüsten um

Übergewichtige in Sachsen-Anhalt Übergewichtige in Sachsen-Anhalt: Kliniken und Rettungsdienste rüsten um

12.02.2014, 06:21
Eine Ärztin untersucht einen übergewichtigen Patienten.
Eine Ärztin untersucht einen übergewichtigen Patienten. dpa Lizenz

Magdeburg/dpa - Die Trage der Wittenberger Sanitäter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hält 250 Kilogramm aus. Doch immer häufiger gelangt sie an ihr Limit. „Vor 25 Jahren kam das quasi nie vor“, sagt der Wittenberger Rettungsdienstleiter Mario Kleinschmidt. Für schwergewichtige Patienten fordert das DRK die Verstärkung einer Speditionsfirma an. „Ohne Schwersttragetuch und Rampe ist eine solche Rettung nicht möglich“, sagt Kleinschmidt. Etwa einmal im Vierteljahr fordert er auch die freiwillige Feuerwehr mit ihrem Lastenkran an. „Das Problem ist ja nicht nur das Gewicht unserer Patienten, es ist die Masse.“

Schwergewichtigen Patienten muss das DRK landesweit stemmen. „Die steigende Anzahl fettleibiger Menschen merkt das DRK eindeutig“, sagt DRK-Landesgeschäftsführer Rainer Kleibs. Galten 2003 noch 17 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt als fettleibig, waren es sechs Jahre später bereits 19 Prozent, wie aus Zahlen des Statistischen Landesamtes hervorgeht. Entscheidend für die Einstufung ist der Body-Mass-Index (BMI) - bei über 30 ist von krankhaftem Übergewicht die Rede. Errechnet wird der Index aus dem Gewicht in Kilo geteilt durch das Quadrat der Körperlänge in Metern. Insgesamt sind laut Statistik zwei Drittel aller Männer und mehr als die Hälfte der Frauen in Sachsen-Anhalt zu dick. „Damit führen Sachsen-Anhalter leider die bundesweite Statistik der Übergewichtigen an“, sagt Landesamt-Sprecherin Monika Schöne.

In Magdeburg, wie auch in Halle, erreicht etwa jede Woche ein Krankenwagen mit XXL-Patient das Uniklinikum. „Wir möchten dann mindestens 15 Minuten vorher informiert werden“, sagt der Leiter der Zentralen Notaufnahme in Magdeburg, Markus Rettig. Die Notaufnahme werde dann umgerüstet. Das reicht von einem speziellen Rollstuhl bis hin zur XXL-Blutdruckmanschette. Eine gewöhnliche Blutdruckmanschette würde sonst nicht um den Oberarm des Patienten passen, sagt Rettig.

Im Uniklinikum Magdeburg gibt es drei Schwergewichtigen-Betten - sie sind durchgehend belegt, berichtet Pflegedienstleiterin Angela Stendel. Kürzlich sei ein Patient mit etwa 200 Kilogramm Gewicht eingeliefert worden. „Patienten in dem Umfang können sich selbst kaum noch bewegen“, sagt Stendel. „Unsere Schwergewichts OP-Tische haben eine Tragkraft von 360 Kilogramm, doch stemmen sie im Extremfall auch 500 Kilogramm.“

Die Station für Esskrankheiten am Uniklinikum stockte im November von 10 auf 20 Betten auf. Fettleibige zu behandeln sei schwierig, sagt Stationsleiter Jörg Frommer. Ab einem Körpergewicht von 140 Kilogramm würden Diäten kaum noch wirken. Bei einem Patienten mit einem BMI von über 40 gehen die Magdeburger chirurgisch gegen das Übergewicht vor. 50 Magenverkleinerungen gibt es im Jahr im Uniklinikum. „Doch eine jede OP ist mit Risiken verbunden“, sagt Professorin Stefanie Wolff. Etwa 150 Adipositas-Sprechstunden - also Schwerstgewichts-Beratungen - bietet sie im Jahr an. Seit dem Jahr 2012 ist das Uniklinikum ein Adipositas-Kompetenzzentrum.