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Trauerfeier Trauerfeier: Die Kameraden weinen

Von ANTONIE STÄDTER 02.07.2009, 19:58

BAD SALZUNGEN/MZ. - Gut eine Woche ist es her, dass in der Nähe der afghanischen Stadt Kundus drei Soldaten der Bundeswehr bei einem Feuergefecht mit den Taliban ums Leben kamen. Zwei von ihnen waren 23, einer 21 Jahre alt. Sie stammten aus Sachsen-Anhalt, Nordthüringen und Brandenburg.

Von großen Fotografien lächelten ihre Gesichter den Besuchern der Trauerfeier gestern Vormittag in der Kirche entgegen. "Befürchtet haben wir diesen Tag. Und doch haben wir alle gehofft, dass er uns erspart bleibt", sagte Militärdekan Hartmut Gremler. Mit jedem der Opfer sei eine eigene Welt ausgelöscht worden. Worte des Trosts, die den Schmerz der Angehörigen, Freunde und Kameraden wohl kaum zu lindern vermögen.

Sie verbinden mit den drei jungen Männern nicht nur deren Einsatz bei der Bundeswehr. Jeder von ihnen hatte zuvor bereits eine Ausbildung absolviert: Martin B. als Koch, Alexander S. als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer und Oleg M. als Einzelhandelskaufmann. Die beiden Letzteren hatten ihren viermonatigen Dienst in Afghanistan gerade erst angetreten. Martin B. aus dem kleinen Ort Nessa im Burgenlandkreis indes hatte seinen Einsatz in dem Krisengebiet bereits fast abgeschlossen und sollte in diesen Tagen zurückkehren. Am Mittwoch wäre er 24 Jahre alt geworden. "Wir wollten doch mit ihm feiern", sagen seine Freunde im Ort, die vergangene Woche Blumen und Kerzen vor dem ehemaligen Jugendclub in Nessa aufgestellt haben, in dem sie mit ihm früher oft gefeiert haben.

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) ehrte die getöteten Soldaten in seiner Rede gestern als Friedensbringer. Die drei Hauptgefreiten seien bei einem Auftrag gestorben, "der das Leben anderer schützen sollte", sagte er und stellte das Geschehen vom 23. Juni noch einmal dar: Die Soldaten sollten eine Straße nahe Kundus auf versteckte Sprengfallen überprüfen. Dabei gerieten sie unter Beschuss. Im Verlauf des Gefechts kam ihr Panzer von der Straße ab, rutschte in einen Wassergraben und stürzt um. Nur vier der sieben Soldaten konnten sich retten.

Der Tod der drei jungen Männer werfe erneut die Frage nach dem Sinn des Einsatzes auf, sagt Jung - und betont: indem wir das Übel des Terrorismus an seiner Quelle bekämpfen." Dabei habe man es mit einem "zynischen und rücksichtslosen Gegner" zu tun, für den Menschenleben nicht zählten. "Diejenigen, die jetzt an Rückzug denken oder ihn sogar fordern, würden Afghanistan wieder in die Hände der Taliban geben", so Jung. "Das dürfen wir auch im Interesse unserer Sicherheit nicht zulassen."

Am Ende seiner Rede verneigt er sich vor jedem einzelnen der drei Särge und spricht den Angehörigen in der ersten Reihe sein Beileid aus. Solch eine gemeinsame Trauerfeier sei bei der Begleitung der Angehörigen und Kameraden sehr wichtig, sagt ein Sprecher der Bundeswehr: "Das trägt ein Stück weit - auch die Familien."

Es ist das erste Mal, dass Soldaten des Panzergrenadierbataillons 391 aus Bad Salzungen im Einsatz gefallen sind. Das dritte Opfer war beim Fallschirmjägerbataillon 263 im rheinland-pfälzischen Zweibrücken stationiert. Auch Soldaten dieser Einheit waren gestern bei der ökumenischen Andacht in Bad Salzungen dabei.

Die Todesfälle in Afghanistan kommen für die Kameraden des Panzergrenadierbataillons 391 in einer eher schwierigen Zeit: Bis Mitte Juli findet der Kontingentwechsel statt. Einige Soldaten reisen also gerade in das Krisengebiet, andere kommen wieder. Insgesamt rund 160 der etwa 750 Soldaten des Bataillons befinden sich derzeit im Auslandseinsatz.

Nachdem die deutsche Nationalhymne in der Kirche verklungen ist, bringen die Sargträger die drei Särge ins Freie - gefolgt von den Angehörigen. Auf dem Vorplatz haben sich viele Einwohner der Kurstadt versammelt. Zwischen ihnen und den Soldaten der Werratalkaserne bestehe ein "außergewöhnlich herzliches Verhältnis", hatte Bürgermeister Klaus Bohl gesagt. Am Ende der Zeremonie spielt ein Trompeter das Lied "Ich hatt' einen Kameraden".