Tourismus Tourismus: Heilbäder trotz Gästerückgangs optimistisch
Bad Suderode/Bad Schmiedeberg/dpa. - Sachsen-Anhalts Heilbäderhaben im vergangenen Jahr einen deutlichen Gästerückgang hinnehmenmüssen. Laut Statistischem Landesamt zählten Vorsorge- und Reha-Kliniken mit 47 293 Ankünften knapp 5,8 Prozent weniger als im Jahrzuvor. 1 019 825 Übernachtungen bedeuteten ein Minus von 2 Prozent.«Der Rückgang ist deutlich spürbar, aber nicht dramatisch», sagte derGeschäftsführer des Heilbäder- und Kurorteverbandes Sachsen-Anhalt,Gert Sauer, in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Der Rückgangkönne rasch wieder ausgeglichen werden. Als eine Ursache für dieEntwicklung nannte Sauer die allgemeine Konsumzurückhaltung.
Immerhin blieben die Kurgäste durchschnittlich 21,6 Tage und damiteinen Tag länger als im Jahr 2008. Die Krankenkassen zahlen kaum nochklassische ambulante Kuren, sondern vielmehr Reha-Kuren in Kliniken.Daneben setzen die Heilbäder zunehmend auf private Patienten: «DasGesundheitsbewusstsein der Menschen wächst, immer mehr sind bereit,dafür auch Geld auszugeben», schilderte Sauer. Der Anteil derSelbstzahler unter den Kurgästen wird daher überall als ausbaufähigeingeschätzt. Im Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg sind es nach Angabenvon Kurdirektor Deddo Lehmann bereits gut ein Drittel.
Sauer zufolge haben die fünf Heilbäder, aber auch Luftkurortekonsequent auf den Wellnesstrend gesetzt und wollen dies weiterausbauen. So eröffnete der Solepark Schönebeck-Bad Salzelmen vorkurzem im Thermalbad «Solequell» einen Entspannungs- undWohlfühlbereich. «Die Nachfrage nach Wellnessangeboten hat sich 2009erhöht», berichtete Betriebsleiterin Sibylle Schulz. Lehmann hatbeobachtet, dass es viele Gäste schätzen, wenn sie bei ihrer Kurmedizinisch tatsächlich wirksame Behandlungen bekommen und von Ärztenbetreut werden. «Wir haben das seit Jahren gepflegt, wurden dafürteils belächelt. Jetzt zahlt sich das aus.»
Eine starke Konkurrenz für die Heilbäder in Sachsen-Anhalt sinddie Angebote für Gesundheitsurlaub in Polen und Tschechien, die oftbilliger sind. «Das ist für viele verlockend, wir spüren das», sagteSauer. Heimische Kurorte könnten Qualität dagegensetzen. Für BadSchmiedeberg heißt das zum Beispiel, attraktive Pauschalangebote zuschnüren. Dabei setzt das Heilbad seit eineinhalb Jahren auch aufKneipp-Anwendungen wie Wassertreten oder Pflanzentherapie. DerSolepark Bad Salzelmen investiert Millionenbeträge in die Sanierungund Erweiterung des Solebades. Weiteres Pfund sind Sole-Inhalationenim Gradierwerk oder Kompaktkuren für Menschen mit Ohrensausen(Tinnitus).
Ein Problem sieht Lehmann im hohen Kostendruck. «Die Krankenkassensind alles andere als offen, wenn es um neue Verhandlungen überLeistungen geht.» Die Kosten seien überall gestiegen, die Kassenzahlten für Reha-Behandlungen aber oft die gleichen Sätze wie 1996.