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Thüringen Thüringen: Spezialkommando nimmt Geiselnehmer fest

Von ANDREAS GÖBEL UND MARC KALPIDIS 29.03.2011, 12:06
Polizisten in Schutzkleidung verlassen das Haus in Bad Langensalza, in dem sich der Vater mit seinem Sohn verschanzt hatte. (FOTO: DAPD)
Polizisten in Schutzkleidung verlassen das Haus in Bad Langensalza, in dem sich der Vater mit seinem Sohn verschanzt hatte. (FOTO: DAPD) dapd

Bad Langensalza/dpa. - Die Geiselnahme in Bad Langensalza ist ohne Verletzte zu Ende gegangen. Ein Spezialkommando der Polizei stürmte um 18 Uhr die Wohnung, in der sich ein bewaffneter 30-Jähriger mit seinem vierjährigen Kind verschanzt hatte. Der Mannhabe sich widerstandslos festnehmen lassen, sagte einPolizeisprecher. Dem Kind gehe es gut.

Das Urteilvieler Bewohner der Kleinspehnstraße in BadLangensalza (Thüringen) über ihren Nachbarnstand schon vor diesem Tag fest. "Der Mannwar sehr seltsam", sagt ein Bewohner des Hausesauf der anderen Straßenseite. "Man hat sichnie getraut, ihn anzusprechen." Aufgeschrecktdurch das Polizeiaufgebot vor ihren Türenströmen die Schaulustigen zusammen. Sie starrenauf die Fenster der Wohnung im dritten Stockdes Mehrfamilienhauses, in der sich ein Dramaabspielt. Seit diesem Dienstagmorgen hat sichdort ein 30-Jähriger verschanzt, mit seinemvierjährigen Sohn als Geisel. Am späten Nachmittagkann die Polizei die Geiselnahme schließlichunblutig beenden. Bei einer "günstigen Gelegenheit"sei der Zugriff erfolgt, so ein Polizeisprecher.Eine Nachbarin sagt, der Mann sei schon zuvorgewalttätig mit seinem Kind umgegangen. "Esist mir ein Rätsel, warum sich nicht schonlange das Jugendamt eingeschaltet hat."

Gegen neun Uhr morgens hat der Vater versucht,Lebensmittel aus einem Supermarkt zu stehlen.Als er die Produkte in seine Tasche stopft,stellt ihn die Marktleiterin zur Rede. Daraufhinzückt er eine Pistole und flüchtet zu sichnach Hause. "Er hat hier jeden Tag eingekauftund immer bezahlt", so die Marktleiterin.Inzwischen mache sie sich Vorwürfe, den Mannauf den versuchten Diebstahl angesprochenzu haben: "Dann wäre das alles nicht passiert."

So folgt ein Großeinsatz der Polizei. Um dasWohl des Kindes nicht zu gefährden, würdendie Einsatzkräfte "mit sehr viel Fingerspitzengefühl"vorgehen, sagt Polizeisprecher Thomas Soszynski.Schließlich stehe der bislang nicht aktenkundigeTäter unter großem psychischen Druck. Zudemwisse man nicht, "was sich in der Wohnungabspielt". Der 30-Jährige warnt die Polizistendavor, die Wohnung zu stürmen. Er droht damit,dass "alles in die Luft fliegt".

Die Straßen rund um das Mehrfamilienhaussind gesperrt. Das Verhandlungsteam, dem auchein Psychologe angehöre, befinde sich in telefonischemKontakt mit dem Geiselnehmer. Auch mit demJungen hätten die Polizisten sprechen können.Zudem wurde die ehemalige Lebensgefährtindes Täters als Vermittlerin eingeschaltet.Warten ist angesagt. Soszynski erinnert aneine frühere Geiselnahme: "Damals haben wireineinhalb Tage ausgeharrt."

Diesmal erfolgt der Zugriff nach gut achtStunden. Der Mann trägt eine rote Trainingsjacke, die Kapuze hat er über den Kopf gezogen. Dem Kind gehe es gut.

Ein Kameramann steht vor einem Haus in Bad Langensalza, wo sich ein bewaffneter Mann mit seinem fünfjährigen Sohn in der Wohnung verschanzt hat. (FOTO: DPA)
Ein Kameramann steht vor einem Haus in Bad Langensalza, wo sich ein bewaffneter Mann mit seinem fünfjährigen Sohn in der Wohnung verschanzt hat. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild