1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Thüringen: Thüringen: Feuerwehr boykottiert Störfallübung

Thüringen Thüringen: Feuerwehr boykottiert Störfallübung

06.07.2008, 16:35

Arnstadt/dpa. - Die Feuerwehr Arnstadt hat am Samstag eineStörfallübung beim Unternehmen Ersol boykottiert und damit dieNotfallpläne für das Industriegebiet Erfurter Kreuz infrage gestellt.«Im Ernstfall hätte das Menschenleben kosten können», sagte derleitende Sicherheitsbeauftragte der Firma, Frank Kolbe, der DeutschenPresse-Agentur dpa. Die Arnstädter Feuerwehr hätte als erstes am Ortsein und mit Atemmasken die Verwundeten bergen müssen. Da sie nichtkam, mussten die Notärzte auf die Feuerwehrkräfte aus denbenachbarten Orten warten. Kolbe rief die Verantwortlichen auf, denHintergründe des Vorfalls zu klären und den Missstand zu beheben.

Ersol sei bereits mit Vertretern der Stadt und des Landkreises inKontakt. «Sie haben bereits personelle Konsequenzen angekündigt»,sagte Kolbe. Offenbar gebe es Unstimmigkeiten zwischenFührungskräften der Feuerwehr und Politikern. Bei einer Übung miteiner Planungszeit von vier Monaten dürfe eine solche Fehlleistungnicht auftreten. Alle anderen 200 Einsatzkräfte hätten hervorragendeArbeit geleistet, vor allem die Notärzte des Ilmkreis-Klinikums.

Arnstadts Bürgermeister Hans-Christian Köllmer (freie Wähler)sagte im MDR Radio Thüringen, der Wehrleiter der Hauptfeuerwache seinicht mehr tragbar. Außerdem werde man sich von allen Kameradentrennen, die ohne wichtigen Grund nicht zur Übung gekommen seien. DerMDR vermutet hinter dem Boykott einen Streit zwischen Wehr- undStadtbrandmeister.

Bei der Übung war ein Unfall mit Säure in der Warenannahmesimuliert worden. Davon war auch eine Besuchergruppe betroffen.Insgesamt mussten 31 Verletzte versorgt werden. Die Übung hatte Ersolauch in Absprache mit anderen Großunternehmen am Erfurter Kreuz wiedem Instandhaltungswerk für Flugzeugtriebwerke «N3 Engine OverhaulServices» organisiert. «Der Verlauf ist kein Aushängeschild für dasIndustriegebiet», sagte Kolbe.

Der Thüringer Feuerwehrverband kritisierte den Boykott scharf. DasVerhalten der Kameraden sei «absolut inakzeptabel», sagte Verbands-Chef Lars Oschmann. Personelle Querelen dürften nicht über dasEinsatzgeschehen bestimmen. Der Verband wird sich nach Angaben vonOschmann intensiv an der Aufklärung des Vorfalls beteiligen. So etwasdürfe nicht wieder passieren. Die anderen an dem Einsatz beteiligtenKräfte hätten jedoch gezeigt, dass die Feuerwehr eine verlässlicheGröße sei.