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Suche nach Alexandra Ryll Suche nach Alexandra Ryll: Ein schrecklicher Fund

Von Katrin Löwe 26.04.2006, 20:31

Neujanisroda/MZ. - "Das ist ja schrecklich. Sie war die ganze Zeit hier!" Es ist das blanke Entsetzen, das aus den Worten einer Frau spricht, die jahrelang sowohl mit Alexandra Ryll als auch mit ihrem mutmaßlichen Mörder in einer Straße gelebt hat. Der Nachbarin aus Neujanisroda drohen die Knie zu versagen, als sie die Nachricht hört: Im Haus von Jens S. lag eine Leiche. Es droht Gewissheit zu werden, was viele in dem 37-Seelen-Ort seit Monaten befürchtet hatten: dass die 21-Jährige nicht mehr am Leben ist, von ihrem eigenen Nachbarn ermordet wurde.

Neue Grabungen

Dabei schien der Mittwoch zunächst wie viele zuvor zu werden: erfolglos, was die Suche nach der Vermissten angeht. Mittags gräbt die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes an drei Stellen, die tags zuvor beim Einsatz eines Geo-Radargerätes verdächtig erschienen. Bauschutt und eine alte Rohrleitung waren in der Nacht an anderen Ecken des Grundstücks im Boden gefunden worden.

Als auch die neuen Grabungen erfolglos bleiben, beginnt die Kripo im ersten Stock des Hauses die Dielung zu entfernen und im eiskalten Keller den Boden aufzustemmen. Dann folgt die grausige Entdeckung. Gerichtsmediziner Michael Klintschar wird an den Tatort gerufen. "Im Keller wurde eine Leiche gefunden", bestätigt Polizeisprecherin Birgit Koch gegen 20 Uhr nach dessen ersten Untersuchungen. Ob es sich um die Leiche Alexandras handelt, soll eine Obduktion in der Nacht ergeben. Näheres zur Fundsituation sagt die Polizei nicht. Auch, wann Jens S. mit der Nachricht konfrontiert wird, bleibt offen. "Das macht erst Sinn, wenn die Ergebnisse der Gerichtsmedizin vorliegen", so Koch.

Der 38-Jährige wird seit August 2005 verdächtigt, Alexandra Ryll getötet zu haben, hatte bislang aber geschwiegen. Die Polizei war bei einer anderen Ermittlung auf ihn gestoßen - er hatte versucht, seine frühere Lebensgefährtin zu vergewaltigen. Im Haus von Jens S. entdeckte die Kripo in dem Zusammenhang das Handy der Vermissten und stellte sowohl Gebäude als auch Grundstück auf den Kopf, um weitere Spuren zu sichern. Nur eine war bis am Mittwoch ein Treffer: An einem Fußkettchen befand sich eine DNA-Spur von Alexandra Ryll.

Wegen der versuchten Vergewaltigung an seiner Ex-Lebensgefährtin wurde Jens S. Anfang 2006 am Landgericht in Halle zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Dabei wurde auch bekannt, dass er 1993 zu zwei Jahren Haft wegen Vergewaltigung und 2001 zu einer Bewährungsstrafe wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes verurteilt worden war. Ein Gutachter bescheinigte dem gelernten Tierpfleger eine leichte Intelligenzminderung, aber keine krankhafte seelische Störungen.

Nachbarn verzweifelt

Es dämmert in Neujanisroda, als ein Bestattungsunternehmen am Mittwoch um 20.15 Uhr eintrifft, um den Leichnam nach Halle in die Gerichtsmedizin zu bringen. Für die Nachbarin bleibt eine verzweifelte Frage, die sie seit Monaten beschäftigt: "Warum?" Die kann nur Jens S. beantworten.