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Stellenbesetzung in der Justiz Stellenbesetzung in der Justiz: Böser Brief aus Halle sorgt für Wirbel in Magdeburg

Von Steffen Reichert 04.05.2004, 17:50

Magdeburg/MZ. - Seit einigen Tagen machtin Magdeburg ein Brief die Runde, der in Justizkreisenfür Genugtuung sorgt. Ingo Sierth, Oberstaatsanwaltaus Halle, spricht darin deutliche Worte:Niemals, heißt es in dem Schreiben sinngemäß,habe ein Dienstherr demotivierender auf seineMitarbeiter gewirkt als Justizminister CurtBecker (CDU).

Am Montag dann das: Überraschend beauftragteBecker mit seinem Parteifreund Jörg Wilkmanneinen Leitenden Oberstaatsanwalt aus Naumburgmit der kommissarischen Wahrnehmung der Geschäfteals Behördenleiter in Halle, der Sierth bislangwar.

Der Vorgang ist Höhepunkt der seit Monatenwährenden Versuche von Becker, mit Wilkmannzum einen einen zweifellos äußerst erfahrenenJuristen auf die vakante Stelle zu setzen.Zum zweiten wird hinter vorgehaltener Handaber auch Kritik laut: Immerhin stammt Wilkmannaus Beckers Heimatstadt Naumburg und ist mitdem früheren Oberbürgermeister privat bekannt.

Auslöser der Querelen ist eine Stellenausschreibungfür die wichtigste Staatsanwaltschaft desLandes. Diese Stelle soll Sierth vor Jahrenvom damaligen Generalstaatsanwalt versprochenworden sein. In der Folge gab es zunächstnur eine einzige Bewerbung: die von Sierth.Aber dann griff Becker nach MZ-Informationenin die Sache ein und bekundete sein Interessean einer Besetzung des Postens durch Wilkmann.Daraufhin bewarb sich der Naumburger.

Jörg Wilkmanns gutes Verhältnis zu Beckergilt in der Justiz als offenes Geheimnis.Das habe aber keinen Einfluss auf die Personaliegehabt, heißt es im Justizministerium. Imübrigen sei eine endgültige Entscheidung überdie Stellenbesetzung noch nicht getroffen.Sierth will gegen die Sache dennoch juristischvorgehen. Mit Trutz Graf Kerssenbrock hater sich einen renommierten Anwalt genommen,der als CDU-Politiker in Kiel seinerzeit demBarschel-Untersuchungsausschuss vorstand.Inzwischen hat sich Graf Kerssenbrock an RegierungschefWolfgang Böhmer (CDU) mit der Bitte um Interventiongewandt.

Die Tatsache, dass Wilkmann die Amtsgeschäftederzeit vorläufig wahrnimmt, könnte einenformalen Grund haben. Nach einem Kabinettsbeschlussaus dem Jahr 1995 dürfen Beförderungen nämlicherst frühestens zwei Jahre nach der vorhergehendenerfolgen. Wilkmann wurde zuletzt am 1. Januar2003 befördert.