Stadtmuseum Halle Stadtmuseum Halle: Ausstellung widmet sich auch Margot Honecker

HALLE/MZ - In Halles neuem Stadtmuseum soll auch eine umstrittene Hallenserin kritisch gewürdigt werden: Margot Honecker. Dass die einst mächtige DDR-Volksbildungsministerin und Frau von Staatschef Erich Honecker als Margot Feist in Halle aufwuchs, wird in der Stadt bisher kaum öffentlich thematisiert. In der großen stadtgeschichtlichen Dauerausstellung Halles, die derzeit aufgebaut wird, soll sich das erstmals ändern.
Das Konzept der Schau sieht vor, so Kuratorin Susanne Feldmann, Honecker einen berühmten Hallenser gegenüberzustellen: Hans-Dietrich Genscher. Eine historisch interessante Konstellation: „Beide sind immerhin 1927 im Abstand von nur wenigen Wochen in Halle geboren“, sagt Feldmann. Man werde darstellen, wie die Kindheit in Halle die Lebenswege der beiden beeinflusst habe. „Wir scheuen auch vor unliebsamen Personen der Stadtgeschichte nicht zurück“, sagt Susanne Feldmann mit Blick auf Margot Honecker. Und unbeliebt war sie: Vom Volk wurde sie ob ihrer Haarfarbe und pädagogischer Vorgaben wie etwa der Einführung des Wehrunterrichts oft als „lila Hexe“ verspottet.
Zeugnis-Listen in Koffern gefunden
Die Idee, sich mit Margot Honecker auch in der Stadt Halle zu beschäftigen, kam erstmals 2005 auf, als die Zeugnis-Listen der heute 85-Jährigen ins Stadtarchiv zurückkehrten. Dort fehlten bis dahin die Jahrgangslisten der „Weingärten-Volksschule für Mädchen“ mit den Noten von Margot Honecker. Vor fast genau zehn Jahren veröffentlichte dann das Magazin Focus die Dokumente. Sie lagen in zwei Koffern mit persönlichen Dokumenten, welche die Honeckers bei ihrer Flucht 1991 aus Berlin zunächst bei Margot Honeckers Bruder Manfred Feist zurückließen, der im Dezember 2012 starb.
Halles Stadtarchivar Ralf Jacob schrieb 2003 an das Magazin und forderte die Rückgabe der Dokumente: „Die Klassenbücher sind Archivgut der Stadt Halle, welche unrechtmäßig der Obhut des Archivs entzogen wurden.“ Nach einem mehr als zwei Jahre währenden Briefwechsel kamen die Zeugnislisten schließlich nach Halle. Später erhielt Jacob sogar noch Post von Margot Honecker, die heute in Chile lebt. „Sie sei froh, dass man ihre Zeugnisse der kapitalistischen Presse entrissen habe und diese nun wieder in einem öffentlichen Archiv lägen“, sagt Jacob.
Geschenk an die Ministerin
Die acht Klassen-Bücher wurden in einer Art Leinen-Kassette gefunden. „Sie sind offenbar irgendwann als Geschenk der Ministerin übergeben worden“, sagt Jacob. Anders als zuvor vermutet, habe Margot Honecker die Zeugnisse wohl nicht aus dem Stadtarchiv ihrer Geburtsstadt entfernen lassen. Dafür hätte es - leistungsmäßig - keinen Grund gegeben: Die spätere Volksbildungsministerin der DDR war eine gute Schülerin. Nur in der sechsten Klasse sackte sie einmal kurzzeitig ab - im Rechnen auf eine Vier. Im Zeichnen ebenso. Ansonsten aber hatte Margot Honecker durchweg gute Noten - auch im Fach Religion. Und auf dem Abschlusszeugnis 1941 hatte sie in der 8. Klasse im Rechnen schließlich eine Zwei, im Zeichnen eine Drei. „Besonderer Fleiß“ wurde ihr im Versetzungsvermerk schon vorher attestiert.

