Soziales Soziales: Dresdner Ärzte begleiten Sterbende auch zu Hause

Dresden/ddp. - «Wenn Sie einenMenschen brauchen, dann ist er auch da.» Diese Gewissheit will diePalliativmedizinerin Barbara Schubert Patienten und Angehörigengeben. Deshalb rief die Leitende Ärztin des St. Joseph-Stifts vorvier Jahren das bundesweit einzigartige Modellprojekt«Brückenbetreuung» ins Leben.
Unterstützt wurde sie dabei von der Krankenkasse AOK PLUS, die dasProjekt am Mittwoch auf einem Palliativforum in Dresden vorstellte.«Zu Hause auf dem Sofa liegen, mit Blick auf ein Blumenfenster - sofühlen sich sterbende Menschen wohler als im Krankenhaus», sagtBarbara Schubert. Daher werden die Palliativpatienten des St.Josef-Stifts auf Wunsch nach Hause entlassen, können aber jederzeitKontakt mit dem «Brückenteam» aufnehmen.
Zwei «Brückenärzte» und fünf «Brückenschwestern» kommen bei Bedarfzu den Patienten nach Hause und geben zum Beispiel schmerzlinderndeMedikamente. Sie beraten den Hausarzt bei der Palliativbehandlung undvermitteln an Hospiz- und Pflegedienste. In Krisensituationen ist denPalliativpatienten die Rückkehr ins Krankenhaus jederzeit möglich.
Das Modell wurde ermöglicht durch einen integriertenVersorgungsvertrag vom 1. Dezember 2004, den die Krankenkasse AOKPLUS, die Hausärztliche Vertragsgemeinschaft und zwei DresdnerOnkologen mit dem St. Josef-Stift abschlossen. Später gesellte sichauch die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) zu denUnterstützern. Bislang betreute das «Brückenteam» insgesamt 764Patienten. 80 Prozent konnten dadurch bis zuletzt zu Hause versorgtwerden.
Das Modellprojekt wurde von der Universität Leipzigwissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Nicht nur eine höhereZufriedenheit der Patienten und ihrer Angehörigen bescheinigteSozialmediziner Professor Reinhold Schwarz dem «Brückenteam», sondernauch deutlich geringere Kosten wegen der kürzeren Verweildauer imKrankenhaus.
Durch die Gesundheitsreform im April 2007 seien inzwischen auchdie gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Palliativbehandlung zuHause geschaffen worden, sagt AOK-PLUS-Vorstandschef Rolf Steinbronn.Die AOK wolle daher die ambulante Behandlung Sterbenderflächendeckend in Sachsen einführen. Eine Hochrechnung gehesachsenweit von aktuell knapp 5000 potenziellen Patienten aus.Bislang lägen der AOK PLUS etwa 70 Anträge interessierter Ärzte,Krankenhäuser und Pflegedienste vor, die ambulantpalliativmedizinisch tätig werden wollten. Die Krankenkasse plane dieEinteilung in 24 Versorgungsregionen in Sachsen. Die«strukturschwächeren Regionen Sachsens» seien eine «besondereHerausforderung» bei der bedarfsgerechten Betreuung.
