Kommentar zum Fall Henke Späte Bestätigung eines Stasi-Verdachts
Der Linken-Politiker Guido Henke hat sich einer Überprüfung seiner Vita stets verweigert. Gut, dass der für Stasi-Verstrickungen zuständige Aussschuss nun für Klarheit sorgt.

Magdeburg/MZ - Alles schon bekannt, alles geklärt beim Thema Stasi? Von wegen: 35 Jahre nach dem Ende der SED-Diktatur und ihrer nahezu allmächtigen Geheimpolizei stellt der Landtag von Sachsen-Anhalt fest, dass ein Abgeordneter einst hauptamtlicher Mitarbeiter war.
Wohlgemerkt ein Politiker, der schon seit 2006 im Parlament sitzt, von diesem aber noch nie überprüft wurde – weil das im Regelfall nur mit Zustimmung des Betreffenden geht. Gut, dass der jetzt amtierende Stasi-Überprüfungsausschuss – anders als seine Vorgänger in früheren Legislaturperioden – die Vergangenheit des Linken-Politikers Guido Henke geklärt hat. Und sehr bezeichnend, dass dieser dazu schweigt.
Auch Uniformträger der Stasi können Demokraten werden
Ohne Zweifel bewegen die Wähler Stasi-Verstrickungen heute weniger als noch in den 1990er Jahren. Das hat gute Gründe: Selbst früher überzeugte Anhänger der SED können sich zu Demokraten entwickelt haben; etliche haben dieses Land positiv mitgestaltet. Auch ist nicht mehr zu befürchten, dass heimliche Stasi-Seilschaften trotz Wende den Kurs der Politik weiter beeinflussen.
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Wichtig ist jedoch, dass die Mechanismen, mit denen einst eine Minderheit die Mehrheit überwacht, ausgespitzelt und unterdrückt hat, nie in Vergessenheit geraten. In vielen Ländern ist das bis heute Alltag. Wer sich dessen bewusst ist, wird seine Freiheit auch künftig zu verteidigen wissen.