Schweinegrippe Schweinegrippe: «Schulschließungen nicht immer sinnvoll»
Halle/dpa. - «Wenn in wenigen Tagen plötzlichsehr viele Neuerkrankungen auftreten, zum Beispiel 60 Fälle in dreiTagen unter 600 Schülern, ist eine Schließung für eine Wochesinnvoll, weil dann ein aufflackernder Infektionsherd im Keimerstickt werden kann», sagte der Direktor des Instituts fürMedizinische Mikrobiologie in einem Gespräch mit der DeutschenPresse-Agentur dpa.
«Treten dagegen eher wenige Neuerkrankungen über Wochen verteiltauf, bringt die Schließung nichts, weil das Infektionsrisiko in derSchule nicht massiv höher ist als anderswo.» Bundesweit waren wegenSchweinegrippe-Alarms immer wieder Fälle von Schulschließungenbekanntgeworden. Zuletzt wurde auch das Schülerheim der berühmtenLeipziger Thomaner für eine Woche geschlossen. Einige Experten hattendie Schulschließungen als wenig sinnvoll kritisiert und argumentiert,dass sich die Kinder auch woanders anstecken könnten.
Kekulé wies darauf hin, dass sich die Schweinegrippe besondersschnell in Grundschulen verbreite. Dort hätten die Kinder «wenigersoziale Distanz». Zu möglichen Alternativen zu einer komplettenSchulschließung meinte der Virologe: «Einzelne Klassen daheim zulassen, ist weit weniger effektiv, weil die Kinder ja in der Pauseuntereinander Kontakt haben.» Der Schritt könne sinnvoll sein, «wennwirklich nur in einer Klasse ein isolierter Ausbruch auftritt».
Auch gesunde Kinder sollten einige Tage größere Ansammlungen wiePartys und Kinovorführungen meiden. «Gegen ein Treffen mit einzelnenFreunden ist aber nichts einzuwenden, wenn die anderen Eltern das(geringe) Risiko eingehen wollen. Dadurch wird keine Infektionslawinelosgetreten», sagte Kekulé. «Auf einem Spielplatz im Freien ist dasInfektionsrisiko ohnehin geringer als in der Schule.»
Kekulé betonte: «Das Schließen von Kinos, Großveranstaltungen odergar ganzen Betrieben macht derzeit keinen Sinn. Erwachsene haltensich besser an Hygieneregeln, so dass der Effekt hier geringer wäreals bei Klein- und Grundschulkindern.» Es gebe zwar Pläne auf demPapier, «aber sie wurden für den Fall einer Pandemie mit einemhypothetischen Influenzavirus entwickelt, das gefährlicher ist undsich schneller ausbreitet als die Schweinegrippe».
