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Schulen in Sachsen-Anhalt Schulen in Sachsen-Anhalt: Lehrer statt Lehrstellen

Von Kai Gauselmann 27.11.2014, 19:50
In Sachsen-Anhalts Schulen herrscht Lehrermangel.
In Sachsen-Anhalts Schulen herrscht Lehrermangel. dpa Lizenz

Magdeburg - Um den Lehrermangel in Sachsen-Anhalt zu beheben, macht die CDU/SPD-Koalition den Weg für weitere Neueinstellungen frei. Im Zuge der Haushaltsberatungen wurde für das neue Schuljahr 2015/16 eine Vertretungsreserve vereinbart. „An den Grundschulen sind wir gut aufgestellt, an den Gymnasien und einigen Sekundarschulen ist es aber problematisch“, sagte SPD-Bildungsexpertin Corinna Reinecke der MZ. So solle es überall eine Unterrichtsversorgung von 103 Prozent geben, damit Ausfälle von Lehrern etwa durch Krankheit ausgeglichen werden können, damit kein Unterricht ausfällt.

Bedarf muss nachgewiesen Werden

Wie viele Lehrer eingestellt werden können, ist noch unklar. Zur Vereinbarung gehört, dass Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) den Bedarf an neuen Lehrern „schulscharf“ nachweisen muss. Er muss also konkret angeben, an welcher Schule er welchen Pädagogen mit welcher Fächerkombination benötigt. Außerdem muss er laut Reinecke vorher „schulorganisatorische Maßnahmen“ prüfen: Also schauen, ob der Mangel etwa mit der Abordnung von Lehrern einer anderen Schule zu beheben ist. „Wir warten jetzt auf die Analyse“, sagte Reinecke. Dorgerloh müsse bis zum Frühjahr den konkreten Lehrerbedarf nachweisen, dann beraten Bildungs- und Finanzausschuss darüber. „Die Unterrichtsversorgung im Land ist angespannt. Es gibt Probleme, da gibt es nichts schönzureden. Das ist jetzt der Versuch, gegenzusteuern“, sagte CDU-Bildungsexperte Hardy Peter Güssau.

Dorgerloh und Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) ringen seit Monaten um Lehrerstellen. Zuletzt wurde vereinbart, dass Dorgerloh statt 220 jährlich 370 Lehrer neu einstellen kann. Eine weitere, pauschale Erhöhung hatte Bullerjahn abgelehnt, jetzt stimmte er zu. „Ein umfassendes Konzept zur Unterrichtsversorgung ist das, was ich schon lange vom Kultusministerium erwarte und da bin ich mir mit dem Parlament einig“, sagte Bullerjahn. Kultus-Staatssekretär Jan Hofmann (SPD) nannte den Beschluss einen „wichtigen Baustein“ zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung. „Mit der verabredeten Vertretungsreserve ist das ein deutlicher Schritt nach vorn“, so Hofmann.

"Das ist nur eine Beruhigungspille"

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert den Beschluss. „Das ist nur eine Beruhigungspille“, sagte GEW-Landeschef Thomas Lippmann. Drei Prozentpunkte mehr Unterrichtsversorgung werde nicht reichen, in der Regel falle acht bis zehn Prozent an Unterricht aus. Aktuell habe die Unterrichtsversorgung von 101,5 Prozent auch nur erreicht werden können, weil etwa die Stundentafel an Grundschulen und Ganztagsangebote an weiterführenden Schulen gekürzt wurden. Lippmann erwartet weitere solcher Maßnahmen. (mz)