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Nach Evakuierung des ICE Schnellstrecke zwischen Erfurt und Leipzig: Nach Evakuierung von ICE gibt es Einschränkungen auf Schnellstrecke

Von Dirk Skrzypczak 12.06.2016, 17:14
Über schmale Brücken mussten die Passagiere einzeln auf offener Strecke in den Ersatzzug überwechseln.
Über schmale Brücken mussten die Passagiere einzeln auf offener Strecke in den Ersatzzug überwechseln. Bundespolizei

Bad Lauchstädt - Mit Tempo 230 rast am Samstagmittag ein ICE-Hochgeschwindigkeitszug auf der Neubaustrecke von Erfurt in Richtung Leipzig. 210 Passagiere sind an Bord, als plötzlich ein Zugbegleiter merkwürdige Geräusche hört. „Der Bahnmitarbeiter hatte außerdem das Gefühl, dass sich der ICE aufschaukelt“, sagt Chris Kurpiers, Sprecherin der Bundespolizei. In der Flur zwischen Bad Lauchstädt und Schkopau (Saalekreis) wird der Zug schließlich angehalten. Es ist der erste ernste Zwischenfall, seit die Hochgeschwindigkeitspiste am 13. Dezember vergangenen Jahres in Betrieb ist.

Strecke voll gesperrt

Für die Reisenden beginnt kurz nach 12.30 Uhr eine fast zweistündige Zwangspause. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Passagiere den ICE aber nicht verlassen. Beamte der Bundespolizei werden angefordert, um die Gleisanlagen im Auge zu behalten. „Zumindest aus gesundheitlicher Sicht ist die Wartezeit in den Abteilen für die Passagiere kein Problem gewesen. Es war genügend Personal im Zug, das sich um die Leute gekümmert hat. Auch die Klimaanlage funktionierte“, so Kurpiers. Feuerwehren oder Rettungsdienste aus dem Umland werden nicht alarmiert.

Unterdessen wird die Strecke zwischen Halle/Leipzig und Erfurt voll gesperrt. Am ICE beginnt die Suche nach einem technischen Defekt - allerdings kann zunächst nichts festgestellt werden. Die Bahn gibt schließlich das Doppelgleis in Richtung Erfurt wieder frei. Mit gedrosselter Geschwindigkeit fahren die Züge am Einsatzort vorbei. Zudem schickt die Bahn einen Ersatz-ICE. Gegen 14 Uhr können die Passagiere vorsichtig umsteigen. Das Bahnpersonal hat dafür eine Brücke zwischen den beiden Zügen gebaut, über die die 210 Reisenden einzeln hinüberlaufen.

550 Minuten Verspätung

Der betroffene ICE wird danach in das Bahnwerk Leipzig geschleppt. Hier soll er gründlich untersucht werden. Zumindest scheint man im Eisenbahnbundesamt, der Aufsichtsbehörde, nicht von einem dramatischen Zwischenfall auszugehen. Das Amt wird sich laut Kurpiers nicht in die Überprüfung des Zugs einschalten. Durch die Havarie addieren sich die Verspätungen am Samstag von insgesamt 22 Zügen bis 19.30 Uhr auf 550 Minuten. Am Sonntag normalisierte sich nach Angaben eines Bahnsprechers der Zugverkehr aber wieder.

„Kinderkrankheiten" der DB

Zuletzt hatte die Bahn auf ihrem milliardenschweren Prestige-Projekt immer wieder mit „Kinderkrankheiten“ zu kämpfen, wie eine Bahnsprecherin der MZ sagte. Dabei handelte es sich vor allem um Verbindungsfehler zwischen einzelnen ICE und dem elektronischen Überwachungssystem der neuen Strecke, das über Sensoren gesteuert wird und ohne Signale auskommt. Die betroffenen ICE mussten deshalb abgebremst oder umgeleitet werden. Im Gleisabschnitt bei Bad Lauchstädt dürfen Züge vorerst nicht schneller als Tempo 160 fahren. Ein Messzug soll nun die Strecke überprüfen. Unklar ist, wie lange die Einschränkung gilt. (mz)