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Schloß Köchstedt Schloß Köchstedt: Prozess um dubiose Adelstitel

Von KATRIN LÖWE 04.06.2009, 20:11

TEUTSCHENTHAL/KIEL/MZ. - Finanziert werden sollte die Sanierung des Schlosses zudem über Geld aus einem Internet-Handel mit Adelstiteln, den F., der sich selbst "Graf Natterfeld-Zmiewski" nannte, betrieb. Dieser Handel fällt ihm nun wohl auf die Füße: Ab Montag steht der 40-Jährige vor dem Kieler Amtsgericht.

"Stammsitz" verfallen

Die Staatsanwaltschaft wirft dem gelernten Krankenpfleger und Langzeitstudenten Betrug vor. Für den "Schnäppchenpreis" von 299 Euro hatte F. Käufern die Anerkennung als gräfliches Familienmitglied versprochen, sie sollten selbst "nachweislich adelig" sein. Zudem sollten sie das Recht haben, "den gräflichen Stammsitz als Ihren auszugeben", dort Familienfeiern zu veranstalten. Der angebliche Stammsitz war das Schloss Köchstedt. Tatsächlich hatte F. dafür 2004 einen Mietsanierungsvertrag mit dem Berliner Eigentümer abgeschlossen - der aber fiel angesichts der Moscheepläne aus allen Wolken. Bei ihm habe sich F. als Lehrstuhlinhaber für Denkmalschutz vorgestellt, der das Schloss sanieren wolle, so der Inhaber damals. Für Familienpartys eignet sich das Schloss jedenfalls nicht: Das Gebäude ist verschlossen und verfällt seit Jahren. F. hatte nie etwas daran getan.

In dem Prozess geht es um zwölf Adelstitel, die F. 2007 etwa bei Ebay versteigerte - für knapp 1 500 Euro. F. trage selbst gar keinen Adelstitel und habe auch nicht das Recht, den Namen zu übertragen, sagt die Staatsanwaltschaft.

Das Geld aus dem Titelverkauf aber hätte er wohl gut gebrauchen können: Seit 2006 läuft gegen ihn ein Privatinsolvenzverfahren, das jetzt kurz vor dem Abschluss steht. Aber auch abseits vom Titelhandel führt F. ein bewegtes Leben. Ehemals Grüner, bewarb er sich 2007 überraschend um den SPD-Landesvorsitz in Schleswig-Holstein. Inzwischen sitzt er für "Die Linke" in einem Kieler Ortsbeirat.

Gebäude wurde verkauft

Und das Schloss Köchstedt? Noch 2008 wurde es vom Eigentümer an einen Rumänen verkauft, der es für seinen Privatgebrauch und Vermietung sanieren wollte. "Passiert ist seitdem nichts", sagt Bürgermeister André Herzog (parteilos).