Schließung des Informatikstudiengangs Schließung des Informatikstudiengangs : Firmen kämpfen für die Uni Halle

Halle (Saale)/MZ - Die geplante Schließung des Instituts für Informatik an der Uni Halle stößt bei der IT-Wirtschaft in Sachsen-Anhalt auf Unverständnis und deutliche Kritik. „Ohne den Studiengang in Halle wird es für die Unternehmen der Region noch schwerer, hochqualifizierte Informatiker zu finden“, sagt Marco Langhof, Chef des Verbandes der IT- und Multimediaindustrie Sachsen-Anhalt. Für die Entwicklung der Firmen und Neuansiedlungen könnte dies „schwerwiegende Konsequenzen haben“.
Die Geschäftsführungen der beiden größten IT-Unternehmen in Halle, Dell und Gisa, äußern sich besorgt. „Für Unternehmen - egal ob Start-up, Mittelständler oder internationaler Großkonzern - ist die Leistungsfähigkeit der Universitäten in der Region ein sehr wichtiger Standortfaktor“, so Dell-Chefin Barbara Wittmann. Gisa-Geschäftsführer Michael Krüger erklärte, sollten die Schließungspläne umgesetzt werden, fehle der Gisa „ein wichtiger Zugang zu Nachwuchs“.
450 Studierende wären betroffen
Der Entwurf des Hochschulstrukturplanes des Wissenschaftsministeriums sieht vor, dass an der Uni Halle Studiengänge wie die Informatik, die Medienwissenschaften und die Psychologie geschlossen werden sollen. Allein bei der Informatik wären 450 Studierende direkt oder indirekt betroffen. Nach Angaben des Landes soll die Uni Halle bis 2025 etwa 20?Millionen Euro einsparen - bei einem derzeitigen Etat von 130 Millionen Euro.
Gründe, warum die Informatik abgewickelt werden soll, wurden nicht genannt. Auf MZ-Anfrage teilte das Ministerium nun mit: „In Sachsen-Anhalt wird an allen Hochschulen Informatik angeboten. An allen Standorten sind die Studiengänge gering ausgelastet, in der Regel liegen die Quoten bei etwa 70 Prozent. Ausbildungskapazität ist hinreichend vorhanden. Es kann derzeit von einem Überangebot gesprochen werden.“
Jährlich 180?neue IT-Fachkräfte benötigt
Der IT-Verband hält dies für eine „Milchmädchenrechnung“. „Wenn Halle geschlossen wird, gehen die Bewerber nicht automatisch nach Magdeburg“, sagt Langhof. Nach Angaben des Verbandes belief sich die Zahl der Absolventen der drei Hochschulen und zwei Universitäten im Land 2013 auf etwa 400. Von diesen bleibe etwa die Hälfte nach dem Abschluss im Land. „Allein die hiesigen IT-Unternehmen benötigen jedes Jahr 180?neue IT-Fachkräfte“, so Langhof. Doch auch in Branchen wie Energiewirtschaft, Chemie und Metall gebe es Bedarf. „Im IT-Sektor haben wir ein massives Fachkräfteproblem“, so Langhof. Laut Informatik-Professor Matthias Müller-Hannemann haben die Absolventen des halleschen Instituts „sehr gute Jobperspektiven“. „Viele haben ihren Arbeitsvertrag unterschrieben, bevor sie ihre Abschlussarbeit abgegeben haben.“