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Sangerhausen Sangerhausen: «Wir machen hier sicher keine große Politik»

Von CHRISTIAN SCHAFMEISTER 08.06.2009, 20:58

SANGERHAUSEN/MZ. - 14,4 Prozent der Bürger gaben der Initiative am Sonntag ihre Stimme, sechs Vertreter sitzen für die Bis künftig im Stadtrat. Neben den Parteien - und den Abgeordneten der neuen Bürgerinitiative Ortsteile Sangerhausen (Bos).

Die zweite unabhängige Gruppierung in Sangerhausen kam sogar auf 16,9 Prozent der Wählerstimmen und stellt künftig sieben Abgeordnete. Damit gehört Sangerhausen zu einer Reihe von Städten und Gemeinden im Land, in denen Wählergruppen stark vertreten sind.

Fehlende Integration

Bos, erst im Dezember 2008 gegründet, macht sich vor allem dafür stark, dass die neuen Ortsteile mehr Gewicht erhalten. "Die Integration ist bislang nicht gelungen, die Ortsbürgermeister müssen als Bittsteller wie im Mittelalter auftreten, das muss rasch korrigiert werden", erklärt Bos-Sprecher Jürgen Gottlob. Über das jetzige Wahlergebnis wundert er sich nicht. "Die Bürger wurden bei den Eingemeindungen nicht mitgenommen, dafür fehlte das Feingefühl, und so was rächt sich immer." Überhaupt will sich Bos der Alltagsprobleme der Menschen annehmen wie dem Erhalt des Friedhofes, der Sanierung des Gemeinschaftshauses und der Beseitigung der Schlaglöcher. "Mit solchen Themen treffen sie bei den Leuten immer ins Schwarze", sagt der Bos-Sprecher.

Bis-Chef Klaus Peche sieht das ähnlich. "Wir machen hier sicher nicht die große Politik", erklärt er, "aber dort wo es brennt, engagieren wir uns." So habe Bis im Jahr 2007 gegen eine Erhöhung der Müllgebühren gekämpft. "Da hatten wir in drei Wochen 17 000 Unterschriften gesammelt."

Gesicht zeigen für die Bürger

Zu weiteren Themen organisiert die Gruppe, die vor 20 Jahren zu Wendezeiten aus dem Neuen Forum hervorgegangen ist, regelmäßige Treffen. "Die Bürger wollen genau wissen, wer sich für sie vor Ort engagiert, aus dem Grund muss man Gesicht zeigen", sagt Peche. Einen Konfrontationskurs gegen die Parteien fährt Bis aber nicht. So habe man mit CDU und FDP kooperiert, unter anderem als es darum ging, dass Sangerhausen Kreisstadt bleibt. "Der Exotenstatus bleibt uns dennoch erhalten, den verliert man so schnell nicht." Die Machtverschiebung hin zu parteiunabhängigen Gruppen werde sich fortsetzen, glaubt Peche. Damit rechnet auch Bos-Sprecher Gottlob. "Bereits heute haben freie Wähler in Baden-Württemberg vielerorts die Mehrheit." Mit Verzögerung werde diese Entwicklung auch hier ankommen.