Salzwedel Salzwedel: Abtreibung bei Elfjähriger
Salzwedel/MZ/lö. - Die Schwangerschaft des elfjährigen Mädchens, das in Salzwedel Opfer eines sexuellen Missbrauchs wurde, ist abgebrochen worden. Der Eingriff sei am Wochenende im Altmark-Klinikum in Salzwedel vorgenommen worden, teilte das Krankenhaus am Dienstag mit.
Die Elfjährige, die im vierten Monat schwanger war, solle voraussichtlich in dieser Woche aus der Klinik entlassen werden und in eine Pflegefamilie kommen. Der 50-jährige Täter, ein ehemaliger Freund der Mutter des Mädchens, hatte den Missbrauch gestanden. Er sitzt seit einer Woche in Untersuchungshaft.
Opferhilfeverbände wie der Magdeburger Verein "Wildwasser" befürchten derweil, dass das Kind unter psychischen Folgeschäden leiden wird. "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch", sagte Wildwasser-Mitarbeiterin Anna Wittmann am Dienstag auf MZ-Anfrage. Schwere Fälle wie der Salzwedeler seien selten.
Der Wildwasser-Verein in Magdeburg - einer von drei im Land Sachsen-Anhalt - hat sich im vergangenen Jahr intensiv um 102 Opfer sexueller Gewalt gekümmert. Die jüngsten sind vier Jahre alt. Das Gros seien Frauen im Alter von 19 oder 20 Jahren, die in ihrer Kindheit missbraucht wurden und nun späte Hilfe suchen, so Wittmann. "Rund ein Drittel der Betroffenen leidet im Erwachsenenalter nicht unter psychischen Folgen, bei 20 Prozent aber kommt es zu schweren Folgeschäden." Für Opfer unter 13 Jahren werde häufig eine Spieltherapie mit Puppen und Stofftieren angewandt. "Sie bietet die Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten, ohne jedes Detail erzählen zu müssen", so Wittmann. Wichtig sei neben der Trennung vom Täter auch, Bezugspersonen des Opfers in die Therapie einzubinden. "Die Verarbeitung kann ein Kind nicht alleine leisten."