Invasion der Mini-Drachen Warum am Concordia-See bei Schadeleben so viele Eidechsen leben: Rund 500 Tieren größtes Vorkommen in Sachsden-Anhalt

Aschersleben/Schadeleben - Die Sonne spiegelt sich im Concordia See. Nur das Brummen eines Rasenmähers und das Lachen badender Kinder, die sich schon in die kühlen Fluten trauen, durchbrechen die morgendliche Stille. Die bräunlichen Eidechsen, die oben am Schadelebener Aussichtspunkt über und durch die Gabionen - in Drahtkörben aufgestapelte Steinmauern - flitzen, stört das nicht.
Es ist ein Huschen und Wuseln. Kein Wunder: „Das ist das größte Vorkommen von Mauereidechsen in ganz Sachsen-Anhalt“, spricht Steve Hahnemann von etwa 400 bis 500 Tieren.
„Und es gibt sie nirgendwo anders in dieser geballten Form“, ist sich der ehrenamtliche Mitarbeiter des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) sicher. Denn wirklich groß ist der von den Gabionen eingefasste Aussichtspunkt am Tagebausee nicht.
Auch am Geiseltalsee sowie entlang der Saale zwischen Halle und Bernburg leben Eidechsen
Weitere Vorkommen gebe es in Halle im Botanischen Garten und etwas kleiner am Geiseltalsee. Auch entlang der Saale würden zwischen Halle und Bernburg immer wieder einzelne Entdeckungen gemeldet, weiß der 39-Jährige, der als Mitglied des BUND-Landesarbeitskreises Feldherpetologie Sachsen-Anhalt ehrenamtlich das Amphibienvorkommen in seiner Region registriert.
Zu entdecken seien Mauereidechsen auch entlang des Ascherslebener Bahngeländes - vor allem auf der Strecke nach Güsten. „Aber mit Schadeleben kommen die alle nicht mit.“
Wie die Mauereidechsen dort hingekommen sind? „Wohl mit den Steinen“, vermutet der Ascherslebener und freut sich, dass sich die streng geschützten Tiere so wohl hier fühlen. Und sich so vermehren. Denn gerade sind auch die kleinen Schlüpflinge in großer Zahl unterwegs.
Am 14. August ist der Welttag der Eidechsen
Für Naturfreunde bieten die Steinmauern deshalb ideale und bequeme Beobachtungsbedingungen, findet Hahnemann, der auch frischgebackener Natur- und Umweltpädagoge ist. Gerade am Freitag - zum Welttag der Eidechsen - will er dafür ein bisschen Werbung machen.
Denn auch durch solche Aktionen würde sich bei den Menschen ein Umweltbewusstsein bilden. Die beste Uhrzeit zum Beobachten sei übrigens zwischen 9 und 11 und dann wieder ab 15 Uhr. „Wenn es zu heiß ist, verstecken sie sich nämlich“, weiß der Reptilien-Experte.
Neben Mauereidechsen leben auch Wald- und Zauneidechsen im Kreis
Insgesamt seien im Salzlandkreis drei Arten an Eidechsen heimisch. Neben der Mauer- auch die Wald- und die Zauneidechse. Letztere - immerhin Reptil des Jahres - lebt ebenfalls am Schadelebener See-Abschnitt. „Aber mehr im Uferbereich, wo es die ganzen Gräben gibt.“
Das etwas größere und leuchtend grüne Reptil sei ebenfalls sehr zeigefreudig. „Wenn es sich auf Steinen sonnt, bleibt es erst einmal sitzen, so kann man es auch gut sehen.“
In der Region gebe es relativ gute Bestände an Zauneidechsen. „Sie ist die häufigste und mit bis zu 24 Zentimetern auch die größte Art in unserer Gegend“, sagt der Fachmann. „Hier am Concordia See gibt es sie fast überall, aber auch in Aschersleben, gerne in den Schrebergärten.“
Weniger gut hat es die Waldeidechse, die kleinste heimische Eidechsenart. „Ihre Bestände gehen drastisch zurück“, bedauert der Ascherslebener. „Die heißen und trockenen Sommer setzen ihr deutlich zu.“ Denn die Waldeidechse lebt gern an Waldrändern und auf Lichtungen, in Sumpf- und Moorgebieten.
Mag sie es doch etwas feuchter und kühler. In der Ascherslebener Region sind sie am Wilslebener See zu finden. „Das ist ungewöhnlich. Ist sie als Bergbewohner doch eigentlich mehr im Harz heimisch“, weiß Hahnemann.
Dessen Anliegen ist es, dass es die an Mini-Drachen erinnernden Tiere - von Zaun-, über Mauer- bis Waldeidechse - aber auch in Zukunft gibt. „Etwas zum Schutz machen kann eigentlich jeder, der einen Garten hat“, findet er und spricht von Totholzhügeln und kleinen wilden Ecken mit Kräutern - oder Mini-Sandhügeln.
Eidechsen mögen wilde Ecken mit Kräutern oder Sandhügel
„Da kommen die Tiere von ganz allein, denn sie brauchen nicht viel zum Glücklichsein.“ Dazu der Tipp: Werden bei der Gartenarbeit Gelege ausgegraben, nicht wieder mit Erde bedecken. „Da würden die Embryonen ersticken.“ Besser das Gelege bergen und mit ein bisschen feuchtem Sand in eine Kunststoffdose packen.
Das geht bei Zimmertemperatur. „Und zack, ist man Eidechsenpapa oder -mama.“ Beitragen zum Schutz kann man übrigens auch schon dadurch, Sichtungen zu melden. Denn: „Nur was man kennt, kann man auch schützen!“ (mz)
