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Vorharzer Heimstätten Vorharzer Heimstätten: Die schlummernde Insolvenz

Von Regine Lotzmann 20.02.2020, 09:56
Die Mehrfamilienhäuser im Aschers­le­be­ner Ortsteil Neu Königsaue gehören dem Woh­nungs­un­ter­neh­men Vorharzer Heim­stät­te.
Die Mehrfamilienhäuser im Aschers­le­be­ner Ortsteil Neu Königsaue gehören dem Woh­nungs­un­ter­neh­men Vorharzer Heim­stät­te. Gehrmann

Seeland - Es geht wieder um Millionen, mit denen die Wohnungsgesellschaft „Vorharzer Heimstätte“, die zu 82,67 Prozent der Stadt Seeland und mit 17,33 Prozent Aschersleben gehört, im Minus steht. Für das Jahr 2018 nennt Geschäftsführer Reiner Olbrich einen Fehlbetrag von rund 3,5 Millionen Euro, der nicht durch Eigenkapital abgedeckt ist.

„Insolvent sind wir aber trotzdem nicht“, sagt Olbrich. „Denn wir können alle Zahlungsverpflichtungen erfüllen und haben eine positive Fortführungsprognose“, erklärt der Geschäftsführer das.

Reiner Olbrich: „Wir haben einfach zu wenig Mieteinnahmen für das, was wir leisten müssen.“

Allerdings sei die Insolvenzgefahr latent. „Wir haben einfach zu wenig Mieteinnahmen für das, was wir leisten müssen.“ Deshalb habe die Gesellschaft seit zwei Jahren nach einer praktikablen Lösung gesucht, um aus dieser Misere herauszukommen. Die deutet sich nun an.

Olbrich zeigt sich optimistisch, will aber noch nicht konkreter werden. „Ich hoffe, dass wir in drei Monaten Auskunft erteilen können“, kündigt er an.

Auch im vergangenen Jahr hatte er schon von solchen Plänen berichtet und damals erklärt, dass es am günstigsten sei, nur einen Kernbestand an Wohnungen zu behalten. Der Rest der Häuser sollte abgerissen, verkauft oder stillgelegt werden.

25 Prozent des Bestandes stehen leer

Die „Vorharzer Heimstätten“ betreuen derzeit 683 kommunale Wohnungen und neun Gewerbeansiedlungen. 25 Prozent des Bestandes stehen allerdings leer. „Das ist etwas mehr als im Vorjahr“, sagt der Geschäftsführer und nennt als Gründe Wegzüge und den Tod von Mietern. „Das ist in Sachsen-Anhalt aber ein allgemeiner Trend.“

Einen richtigen Tiefschlag musste die Gesellschaft 2017 verkraften. Damals hatte die Bank einen Bauingenieur die Wohnsubstanz prüfen lassen.

Der stellte einen Sanierungsstau fest und erklärte, dass dafür sofort 5,8 Millionen Euro nötig wären, um den zu beseitigen. Deshalb schloss die Jahresrechnung für ’17 mit einem Fehlbetrag von 7,8 Millionen Euro ab.

Die tatsächlichen Verbindlichkeiten gegenüber den Banken von 12,5 Millionen hätten damit nichts zu tun. Die seien seit den 1990er Jahren aufgebaut worden, hatte der Geschäftsführer im letzten Jahr erklärt.

Keine Investition im Jahr 2018, um Kosten zu sparen

Um Kosten zu sparen, hatte es im Jahr 2018 - für das die Seeland-Stadträte am Dienstagabend mehrheitlich die Entlastung erteilten - keine größeren Investitionen gegeben. Nur Reparaturen für 317.000 Euro. „Damit haben wir größere Investitionen für 2019 vorbereitet“, verrät Olbrich.

Der Jahresabschluss liegt für 2018 deshalb auch bei einem Überschuss von 356.000 Euro. Dazu beigetragen hat sicher auch der Verkauf eines Grundstücks im Nachterstedter Wohngebiet „Am Neuen Ring“. Das wurde eigentlich für die Erdrutsch-Opfer, die 2009 ihre Häuser verloren hatten, angelegt. „Jetzt stehen noch sechs der 19 Grundstücke leer“, sagt Olbrich und freut sich, dass die Stück für Stück verkauft werden.

Verantwortung gegenüber den Mieter

„Das Thema Wohnungsgesellschaft hat bei uns die höchste Priorität, wir müssen eine langfristige Lösung schaffen“, erklärt Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer. Und Stadtrat Alfred Malecki (Wählergemeinschaft Schadeleben) sagt: „Wir müssen da Sicherheit reinbringen. Denn wir haben eine kommunale Verantwortung gegenüber unseren Mietern, unter denen auch viele ältere Menschen sind. “ (mz)