Wohnungsgesellschaft Wohnungsgesellschaft in Nachterstedt Stadt Seeland: Millionen-Defizit bei Vorharzer Heimstätten

Aschersleben/Nachterstedt - Die Wohnungsgesellschaft Vorharzer Heimstätten mit Sitz in Nachterstedt, an der die Stadt Aschersleben mit rund 17 Prozent beteiligt ist, ist finanziell ins Trudeln geraten. Das geht aus dem Jahresabschluss 2017 hervor. Der wurde am Mittwochabend den Mitgliedern des Ascherslebener Finanz- und Verwaltungsausschusses vorgestellt. So endete das Geschäftsjahr 2017 mit einem Jahresfehlbetrag von über 7,8 Millionen Euro.
Den Ernst der Lage ließ Heimstätten-Geschäftsführer Reiner Olbrich durchblicken als er drei mögliche Zukunftsszenarien an die sprichwörtliche Wand malte. Die erste: „So weiter, geht nicht!“ Die beiden anderen hörten sich dann noch einigermaßen dramatischer an.
Ist der Verlauf sämtlicher Immobilien eine Lösung?
Unter anderem sieht Olbrich eine Variante darin, sämtliche Immobilien zu verkaufen. Die Wohnungsgesellschaft müsste in diesem Fall nicht einmal liquidiert werden. Sie könnte als Instrument der Wirtschaftsförderung in der Region Seeland weiterarbeiten, sieht Olbricht eine Chance zum Fortbestand.
Eine weitere Möglichkeit, so der Geschäftsführer, wäre die Bildung eines Kernbestandes an Immobilien. Der Rest müsste dann stillgelegt, verkauft oder abgerissen werden.
Den Grund dafür, dass sich die Situation für die Wohnungsgesellschaft Vorharzer Heimstätten so darstellt, sehen die Prüfer des Jahresabschlusses von der „Domus AG“ darin, dass es im Jahr 2017 zu einem Sanierungsstau gekommen war.
Der wurde mit immerhin 5,82 Millionen Euro beziffert. Der dann entstandene Jahresfehlbetrag konnte durch das Eigenkapital nicht mehr gedeckt werden, heißt es im jetzt vorliegenden Jahresabschluss 2017.
Prüfer: Insolvenz der Gesellschaft sei nicht auszuschließen
Schon im Jahr 2011 wurde für das Unternehmen ein Jahresfehlbetrag in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro ausgewiesen. Die Prüfer stellten seinerzeit bereits fest, dass mittelfristig eine Insolvenz der Gesellschaft nicht auszuschließen sei, da die Finanzkraft des Unternehmens nicht ausreiche, um sowohl die notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen als auch den erforderlichen Kapitaldienst für die Darlehen zu erbringen.
Um eine Insolvenz abzuwenden wurde seinerzeit von der Domus AG ein Sanierungskonzept für die Jahre 2012 bis 2022 erarbeitet. Der wesentliche Inhalt des Sanierungskonzeptes war ein Forderungsverzicht der Kreditgeber von rund 7,3 Millionen Euro.
Erheblicher Stau bei Reparaturen und Modernisierungen
Trotz des Verzichts der Salzlandsparkasse auf zwei Millionen Euro, die Neuaufnahme eines Darlehens in Höhe von einer Million, die Ausreichung von einer Million an EU-Fördermitteln und die Übernahme des Darlehens durch die Gesellschafter gab es im Ergebnis immer noch einen Liquiditätsfehlbetrag von etwa 127.000 Euro pro Jahr und einen Instandhaltungs- und Modernisierungsstau von 278.000 Euro pro Jahr. Eine langfristig tragfähige Lösung gegen die Insolvenzgefahr war dies nicht.
Der Wohnungsgesellschaft „Vorharzer Heimstätte“ wurde mit den genannten Maßnahmen nur vorübergehend geholfen. Ein Insolvenzgrund ist die zum 31. Dezember 2017 ausgewiesene Überschuldung nach der derzeitigen Rechtslage allerdings nicht.
Auch deshalb wird dem Ascherslebener Stadtrat in einer Beschlussvorlage empfohlen, den Jahresabschluss 2017 zu bestätigen und die Leitung der Wohnungsgesellschaft offiziell für dieses Geschäftsjahr zu entlasten. (mz)