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Vogelgrippe im Salzlandkreis Vogelgrippe im Salzlandkreis: Großstall bei Staßfurt tötet 33.000 Hühner

07.01.2017, 11:00
In Brumby kontrollieren Mitarbeiter von THW und Landkreis den infizierten Stall.
In Brumby kontrollieren Mitarbeiter von THW und Landkreis den infizierten Stall. Landkreis

Brumby - Durch Sachsen-Anhalts Geflügelbestände schleicht ein hochansteckendes Virus und bei den Stallbetreibern liegen die Nerven blank. „Eine Schweinerei ist das!“, schreit Werner Gutzmer von der Agrargenossenschaft Pretzsch (Landkreis Wittenberg).

Gerade hat er erfahren, dass sich Tierschützer in Brandenburg mit Videokameras vor einem Stall postiert haben, „selbsternannte Tierschützer“, wie Gutzmer schimpft. Fremde Personen hätten in der Nähe von Federvieh überhaupt nichts zu suchen, Abschottung sei der einzige Weg, die Tiere zu retten.

Vogelgrippe in Massentierhaltung in Brumby nachgewiesen

In Sachsen-Anhalt ist das in einem Fall bereits gescheitert. In einer Massentierhaltung in Brumby (Salzlandkreis) wurde der gefährliche Virus H5N8 nachgewiesen. Der Betrieb gehört zur Geflügelfarm Welbsleben GmbH mit Sitz in Arnstein (Landkreis Mansfeld-Südharz) und war am Freitag nicht zu erreichen.

Die betroffenen Legehennen waren noch nie in ihrem Leben an der frischen Luft - woher kam der Erreger? Gutzmer, der auch dem Wirtschaftsverband Eier und Geflügel in Sachsen-Anhalt vorsitzt, ist ratlos.

„Das ist ein vorbildlich arbeitender Betrieb in Brumby, für uns ist das unerklärlich“, sagt er. Alle 33.000 Tiere mussten nun ihr Leben lassen. Und Gutzmer hat die Ahnung, dass die Seuche seine Branche noch lange begleiten wird.

Vogelgrippe in Sachsen-Anhalt: Umweltministerin drängt auf Beachtung der Seuchensperrgebiete

Was tun? Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) appelliert an alle, Seuchen-Sperrgebiete zu beachten. Geflügelbesitzer müssten Fremde aus Ställen fernhalten, Schutzanzüge nach Gebrauch entsorgen, Autos in Stallnähe säubern, sauberes Futter geben.

„Die Stallpflicht und diese Maßnahmen sind das Einzige, was wir tun können, um den Ansteckungsweg zu unterbrechen.“

Bei vielen privaten Züchtern stößt die Stallpflicht jedoch auf Ablehnung. Auch dass das Ministerium zahlreiche  Geflügelschauen verboten hat, empört die Halter: Damit fielen Höhepunkte im Dorfleben aus, die Züchter würden um die Anerkennung für ihre Arbeit gebracht.

Der Landesverband der Rassegeflügelzüchter spricht in einer Stellungnahme von „Behördenwillkür“. Vor allem für Wassergeflügel sei die Stallpflicht „ein Horror“, Massenschlachtungen seien nicht vermeidbar.

Sie könne den Frust  verstehen, sagt Dalbert - wolle man aber den Großteil der Tiere retten, sei dieses Vorgehen unumgänglich. 1 372 Mal sind die Veterinäre der Landkreise bislang zu Kontrollen ausgerückt, berichtet Dalbert.

Voglegrippe aktuell: Geldstrafen bei Verstoß gegen Stallpflicht

In 175 Fällen haben sie Verstöße festgestellt. „Die Kontrollen sind ausreichend und bei hartnäckigen Verstößen gibt es auch saftige Geldstrafen.“

Für die Verbraucher, betont Dalbert, besteht keine Gefahr. „H5N8 ist nach allem, was wir wissen, nicht auf den Menschen übertragbar.“ Daher dürften auch Katzen weiterhin ins Freie.

Der Verzehr von Geflügelfleisch und Eiern sei unbedenklich. Im Radius von drei Kilometern um den betroffenen Stall in Brumby ist ein Sperrbezirk eingerichtet. Lastkraftwagen, die Geflügel transportieren, müssten den Bereich weiträumig umfahren, heißt es in einer Verfügung des Landkreises.

Züchter sollen Auffälligkeiten bei ihren Tieren umgehend melden.  Im Sperrgebiet sind dem Veterinäramt  50 Betriebe mit 560 Hühnern, 32 Gänsen und 135 Enten bekannt.
Im Tierpark von Köthen wurden bereits sämtliche Wasservögel getötet. Ein am Montag leblos im Tierpark gefundener Schwan hatte den gefährlichen Virus H5N8 in sich.

In Niedersachsen sollen  mehrere Tausend Puten getötet werden. Wie der Kreis Oldenburg am Freitag bekanntgab, besteht in einem Betrieb in der Gemeinde Hude der Verdacht auf die Geflügelpest. Allerdings sei bislang unklar, um welchen Virusstamm es sich handelt. Der Betrieb hält rund 7 300 Puten, die im Laufe des Tages getötet werden sollten. Auch in Tschechien keulen die Behörden wegen der Vogelgrippe Geflügel. 

Am härtesten trifft es die Züchter im Südwesten Frankreichs. Dort müssen bis zu eine Million Enten und Gänse gekeult werden. Am Donnerstag begannen Züchter in 150 Gemeinden mit der Tötung der Vögel. Das Landwirtschaftsministerium hatte am Mittwoch die Anweisung gegeben, alle im Freien gehaltenen Enten und Gänse in diesen Kommunen zu keulen. Landwirte kritisierten, die Regierung reagiere zu spät. Die Vogelgrippe ist ein schwerer Schlag für die Stopfleber-Branche. Der Verband Cifog rechnet mit Verlusten  von bis zu 80 Millionen Euro (mz)