Verkehr in Hohenedlau Verkehr in Hohenedlau: Problem: Rasante Fahrer

HohenEdlau - Alexander Herrmann hat sich selbst geholfen. Der Hohenedlauer, der jüngst zum zweiten Mal Vater geworden ist, hat sich vor seiner Haustür, am Ortsausgang Richtung Golbitz, seine eigene verkehrsberuhigte Zone eingerichtet, „um die Kinder zu schützen“, wie er sagt.
Autofahrer müssen vor seinem Grundstück Slalom fahren, um an den am Straßenrand geparkten Fahrzeugen vorbeizukommen. „Die habe ich absichtlich so hingestellt“, sagt Herrmann, der an manchen Tagen nicht nur vor seiner Haustür parkt, sondern auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mit diesem selbst gebauten „Hindernisparcours“ verfolgt der Familienvater nur ein Ziel: „Die Autofahrer sollen langsam fahren.“
Den Vorwurf, die parkenden Fahrzeuge würden den Verkehr behindern und die Unfallgefahr an dieser Stelle erhöhen, weist er vehement zurück. Nicht die parkenden Pkw seien das Problem, sondern die fahrenden.
Kinder haben Angst
So donnern zu Stoßzeiten Lastkraftwagen im Minutentakt an Herrmanns Grundstück vorbei. „Das ist extrem laut und die Kinder haben Angst“, weiß er und meint auch den Grund zu kennen, warum der Verkehr in letzter Zeit merklich zugenommen hat: „Laut Navi ist das die kürzeste Strecke für Lkw, die von der Autobahn 14 kommen und in Richtung Köthen und Bitterfeld fahren.“ Hinzu kommen die Lastwagen, die zur Biogas-Anlage oder auf die Baustelle auf der A 14 wollen.
Hochgekocht ist das Thema Ende Juli, nachdem Edlaus Ortsbürgermeister Mario Schulze während einer Stadtratsitzung auf die Situation hingewiesen hatte (die MZ berichtete). So müssen Autofahrer, die nach Hohenedlau hineinfahren, bis auf die Mitte der Fahrbahn ausweichen, um die von Herrmann geparkten Fahrzeuge überholen zu können - und das kurz vor einer nur schwer einzusehenden Kurve. Kommt ihnen dabei ein anderer Verkehrsteilnehmer entgegen, wird es eng.
Das weiß auch Herrmann nur zu gut, dessen Sorge jedoch einzig und allein den eigenen Kindern und denen der Nachbarn - insgesamt sechs - gilt. Denn einen Fußweg gibt es an dieser Stelle nicht und das angrenzende Feld wird bis an die Straße heran bewirtschaftet. Ausweichen ist daher nicht nur für Autofahrer, sondern vor allem auch Fußgängern nahezu unmöglich.
Verwaltung hat nicht reagiert
Glücklicherweise sei bislang nichts Schlimmeres passiert. „Aber wie soll man den Kindern erklären, dass schon wieder eine Katze totgefahren wurde?“, fragt Herrmann, der sich mehr Rücksichtnahme seitens der Autofahrer wünscht. Besser noch sei eine Tonnagebegrenzung für die hinter der Kurve liegende Brücke, so dass Lkw-Fahrer diese nicht passieren und somit die Strecke nicht mehr als Abkürzung nutzen können. Ein Vorschlag, den die Verwaltung bislang nicht ins Auge gefasst hat.
Stattdessen werde, wie auf MZ-Nachfrage bei Mario Brauns zu erfahren ist, eine Tempo-30-Zone in Erwägung gezogen. Darüber soll noch in dieser Woche mit der Polizei gesprochen werden, sagt der Bau- und Ordnungsamtsleiter. „Diese Lösung ließe sich kurzfristig umsetzen. Ob sich die Autofahrer allerdings daran halten, ist fraglich“, mutmaßt er. Abhilfe könnten eventuell unregelmäßige Geschwindigkeitskontrollen schaffen.
Bis zur Umsetzung dessen wird Herrmann wohl weiterhin tagtäglich seinen Slalomparcours aufbauen. Und wer kann es ihm verdenken? Immerhin werde sein Verhalten vom städtischen Ordnungsamt geduldet, wie er sagt. Amtsleiter Brauns bestätigt dies. Die Straßenbreite sei ausreichend, um als Parkraum genutzt zu werden. Und wo kein Kläger, da kein Richter ... (mz)