Gelebte Inklusion Trotz Handicap: Christian Wolf hat bei Beesenlaublinger Firma einen normalen Job gefunden
Der 31-jährige Bürokaufmann arbeitet bei der Mineral- und Erdbau GmbH.

Beesenlaublingen/MZ - Ob er jemals einen anderen Berufswunsch hatte? Christian Otto antwortet pragmatisch: „Ich wusste, es muss eine sitzende Tätigkeit sein“, sagt der 31-Jährige, der im Büro der Firma Günter Schröder Mineral- und Erdbau GmbH in Beesenlaublingen arbeitet. Die Auswahl war zwar von Anfang an eingeschränkt - Christian Otto sitzt im Rollstuhl. Dennoch betont er: „Es macht mir Spaß. Ich komme gern zur Arbeit.“ In der Firma ist er unter anderem für die Rechnungserstellung zuständig.
Seit acht Jahren im Familienbetrieb
Seit mittlerweile acht Jahren arbeitet er in dem Familienbetrieb, den sein Opa einst gegründet hat. Er sei zwar vielleicht etwas langsamer als andere, sagt Christian Otto selber. Insgesamt aber mache er die Arbeit sicher genauso gut wie Menschen ohne Behinderung.
Mit der Einstellung von Behinderten tun sich noch immer viele Firmen schwer. Dass es sich aber lohnt, ihnen eine Chance zu geben, zeige das Beispiel der Mineral- und Erdbau GmbH, sagt Anja Schöne, Teamleiterin Reha bei der Arbeitsagentur Bernburg, die Christian Otto immer beratend zur Seite stand. Dafür, dass die Inklusion in der Firma so vorbildhaft gelungen ist, ist diese sogar mit dem Zertifikat „Gelebte Inklusion 2021“ ausgezeichnet worden.
Nur körperlich eingeschränkt
Geboren wurde Christian Otto 1990 als einer von zwei Zwillingen. Während sein Bruder völlig gesund zur Welt kam, war Christian körperlich behindert. Geistig aber, sagt seine Mutter Cornelia Otto, sei er völlig normal entwickelt gewesen. „Wir haben da auch immer versucht, einen ’normalen’ Weg zu gehen.“ So hat ihr Sohn die Kita in Alsleben besucht, begleitet von einem Berater der körperbehinderten Schule in Halle. Er besuchte wie alle anderen auch die Schule in Alsleben, die er nach der 10. Klasse mit einem guten Abschluss verließ. „Das hätten wir uns nicht träumen lassen“, ist Cornelia Otto noch immer stolz. Sogar seinen Führerschein hat er mit 18 Jahren gemacht. Eine Operation nach der Schule bremste ihn zwar gut zwei Jahre aus. Dennoch fand er danach, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur und dem Integrationsfachdienst, eine Ausbildungsstelle. Zunächst versuchte er es weiter weg von zu Hause im Berufsbildungswerk Potsdam. Doch zufrieden war er dort nicht. Also kehrte er in die Heimat zurück und konnte seinen Berufswunsch schließlich bei der Saalemühle in Alsleben realisieren: Nach dreieinhalb Jahren hatte er seinen Abschluss als Bürokaufmann in der Tasche. Damit das aber überhaupt möglich war, musste die Saalemühle zunächst barrierefrei werden. Beraten wurde das Unternehmen hierbei von Andreas Strachauer von der Arbeitsagentur. Er half der Familie schließlich auch dabei, seinen jetzigen Arbeitsplatz im Familienbetrieb anzupassen. Und neben der Arbeit im Büro hat der ehrgeizige junge Mann noch einen Bachelor-Studium als Wirtschaftsfachwirt abgeschlossen.
Dankbar für Unterstützung
Der Weg sei nicht immer einfach gewesen, blickt Cornelia Otto zurück. Dennoch ist sie heute froh und dankbar über die zahlreiche Unterstützung, die sie auch von den Menschen vor Ort - sei es in der Kita, in der Schule aber auch von den Zivildienstleistenden und nicht zuletzt von der Arbeitsagentur erfahren haben.