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Traum vom Haus mit Koppel Traum vom Haus mit Koppel: Welche bürokratischen Hürden aber genommen werden müssen

Von Andreas Braun 21.10.2020, 07:56
Stefan Sonnenburg würde gern bauen und auch das Grundstück beräumen. Doch so einfach ist das nicht.
Stefan Sonnenburg würde gern bauen und auch das Grundstück beräumen. Doch so einfach ist das nicht. Andreas Braun

Gerbitz - Stefan Sonnenburg steht auf einem Grundstück. Gern würde der Gerbitzer hier bauen. „Ich möchte ein Haus bauen und auch ein Gebäude, wo wir Pferde unterstellen und auch mit Pferden arbeiten können. Platz ist auch für eine Koppel.“ Es wäre perfekt, sagt Sonnenburg, dessen Lebenspartnerin Pferde hat. In den nächsten Tagen erwarten beide ein Kind. Ein Junge wird es, sagt Sonnenburg stolz. Zum perfekten Glück fehlt nun noch der Bau des Hauses.

Doch hier ist noch nicht alles in Sack und Tüten. Das Grundstück, das am Rand von Gerbitz liegt, wenn man über die Huckelpiste aus Richtung Nienburg kommt, ist kein Bauland.

„Die Stadt Nienburg hat verhindert, dass hier gebaut werden kann“

„Die Stadt Nienburg hat verhindert, dass hier gebaut werden kann“, wettert der Gerbitzer Ortsbürgermeister Stefan Maibaum. Mit dem neuen Flächennutzungsplan habe man auf den Dörfern, die zur Stadt Nienburg gehören, alle Baugebiete eliminiert, so der Vorwurf.

Dabei gebe es Menschen, die die dörfliche Ruhe zu schätzen wissen. Und auch Interessenten gebe es genügend, die aufs Land ziehen wollen. Für Gerbitz habe er schon Anfragen von ehemaligen Gerbitzern, die zurück wollen. Mindestens vier, sagt Maibaum.

Im Ort habe er aber vielleicht noch zwei Grundstücke, die in Frage kämen. „Da wird in Nienburg hinter dem Edeka ein Wohnbaugebiet ausgewiesen und auf Nachfrage wird mir gesagt, es gibt gar keine Interessen“, so Maibaum.

Es wäre doch ein gutes Zeichen gewesen, wenn man die ursprünglich als Gewerbegebiet ausgewiesene Fläche einfach zu einem Mischgebiet erklärt hätte. Dann wäre beides - Wohnen und Gewerbe - möglich gewesen, argumentiert Maibaum.

Entsprechender Bedarf an Wohngrundstücken muss nachgewiesen werden

„Wenn das immer so einfach wäre, dann wären wir sicher auch auf diese Idee gekommen“, sagt Nienburgs Bürgermeisterin Susan Falke (parteilos). Doch das liege nicht im Ermessen der Stadt. Der Flächennutzungsplan ist für die Bauleitplanungen des Landes wichtig. Daher musste er erneut aufgestellt werden. Und beim Festlegen von Baugebieten müsse ein entsprechender Bedarf nachgewiesen werden.

„Es nützt also nichts, wenn sich Interessenten bei Herrn Maibaum melden. Wenn sie sich stattdessen an die Stadtverwaltung wenden würden, könnten wir daran den Bedarf sehen und dann auch entsprechend nachweisen“, kontert die Rathauschefin.

Bei Bedarf kann auch Baurecht geschaffen werden

Dass man den Dörfern die Bauplätze für Häuser wegnehme, sei nicht richtig. Natürlich liege es im Interesse der Stadt, dass erst einmal die Bauplätze innerhalb der Dörfer genutzt werden. Doch prinzipiell sei es möglich, bei Bedarf auch Baurecht zu schaffen.

Und nein, nicht jeder müsse in das Baugebiet hinter Edeka, wo es bisher noch keine Interessenten geben kann, weil das Baugebiet ja jetzt erst ausgewiesen werde.

Bauvoranfrage beim Landkreis gestellt

„Wir haben doch Interesse daran, dass in den ländlichen Raum Menschen hinziehen“, so Susan Falke. Dass die Stadt die Bebauung der Fläche vor den Toren von Gerbitz - sie liegt im Außenbereich - blockiere, stimme nicht.

„Durch die Aufhebung als Gewerbegebiet ist es erst einmal möglich geworden, dass hier überhaupt eine Chance besteht, dass gebaut wird“, so die Bürgermeisterin. Das könne der Salzlandkreis nun entscheiden. Hier habe man auch eine positive Stellungnahme abgegeben, dass man das Vorhaben befürworte.

Sonnenburg hat bei der Kreisverwaltung eine Bauvoranfrage gestellt. Er rechnet in den nächsten Wochen mit einer Antwort. Wie groß die Chancen sind, könne er nicht abschätzen. Mit dem Eigentümer der 2,5 Hektar großen Fläche habe er schon gesprochen und sei optimistisch, dass es mit dem Kauf klappt. (mz)