Bäcker Hoppe in Plötzkau Traditionsgeschäfte in Bernburg: Chef ohne Meistertitel

Plötzkau - So haben sich die Zeiten geändert: Früher hätte wohl kaum jemand daran geglaubt, dass man beim örtlichen Bäcker gleich auch Quark und Wurstaufschnitt mitnehmen kann. Oder all die Kleinigkeiten, die man sonst noch täglich im Haushalt braucht.
Doch im Geschäft von Bäcker Axel Hoppe in Plötzkau kann man eben das alles neben Brot, Brötchen und Kuchen inzwischen auch kaufen. „Im Ort gibt es keinen Lebensmittelladen mehr. Wir haben deshalb vor allem für unsere älteren Einwohner ein paar kleine Dinge zusätzlich im Sortiment“, sagt der 44-Jährige.
Bäckerei vom Vater übernommen
Axel Hoppe hat die Bäckerei gerade erst von seinem Vater Rudolf Hoppe übernommen, der in diesem Jahr 50. Geschäftsjubiläum gehabt hätte.
Den Hefter mit dem für diesen Schritt nötigen Geschäftsplan, der unter anderem von der Handwerkskammer, aber auch bei Bedarf von Banken verlangt wird und Aufschluss über die prognostizierten Einnahmen und Ausgaben der kommenden drei Jahre gibt, hat er immer griffbereit in seiner Nähe.
Eigentlich war es für Axel Hoppe keine Frage, die Bäckerei irgendwann einmal zu übernehmen - auch wenn die Zeiten für ein so kleines, lokales Unternehmen deutlich schwierig sind.
Doch er sei ja auch der Tradition verpflichtet, sagt der Bäcker. Immerhin gebe es den Familienbetrieb seit 1919 - gegründet vom Urgroßvater Herrmann Hoppe.
Berufserfahrung hatte mehr Gewicht
Die größte Hürde, die Bäcker Hoppe überwinden musste, war wohl der fehlende Meisterbrief. Denn in seinem Handwerk muss er eigentlich diesen Titel nachweisen, um eine Bäckerei führen zu dürfen. Doch Axel Hoppe ist es gelungen, von der Handwerkskammer eine Sondererlaubnis zu bekommen.
Ihm wurden seine Berufserfahrung und auch langjährige Leitungstätigkeit angerechnet. Ein Schritt, den die Handwerkskammer auch macht, um Traditionsbetriebe in der Region zu retten und die Nachfolge in den Unternehmen abzusichern.
„Das Ganze ging relativ reibungslos, da bin ich sehr dankbar für“, so der Bäcker, der von 1993 bis Ende 2016 als Geselle im väterlichen Betrieb arbeitete.
Alte Familienrezepte sind Grundlage
Gebacken werde bei ihm noch nach den alten Familienrezepten, sagt Axel Hoppe. Sein Mehl bezieht er von der Saalemühle in Alsleben. „Und zwar ohne zugesetzte Ascorbinsäure.“ Die nämlich vergrößert künstlich die Teigmenge.
Doch auf diesen Effekt verzichtet Axel Hoppe gern und kann wegen des „reinen“ Mehls Brötchen anbieten, die viele seiner Kunden noch aus DDR-Zeiten kennen und mögen. Seine Backwaren kommen bei Axel Hoppe übrigens aus einem Backofen, der genauso alt ist wie der Chef selbst.
Vor 44 Jahren wurde er von einem Handwerker in die Backstube eingebaut und versieht dort noch heute treue Dienste. Befeuert wird er noch immer per Hand mit Holz und Kohle, was zugleich für eine wohlige Wärme in der Backstube sorgt.
Das Gespür für den richtigen Zeitpunkt
„Das Brot gelingt in dem Steinofen ganz anders, als in modernen Geräten“, sagt Axel Hoppe. Die Laibe holen er und Geselle Nico Burgahn auch nicht, wie üblich, nach exakt 60 Minuten aus der Hitze. „Wir lassen sie etwas länger im Ofen. Man bekommt irgendwann ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt.“
Auch Verkauf aus dem Verkaufswagen heraus
Brot und Brötchen verkauft Bäcker Hoppe aber nicht mehr nur im Laden in Plötzkau. Eine seiner Mitarbeiterinnen ist mittwochs, donnerstags, freitags und samstags unter anderem in Nienburg, Aderstedt und auch in Bernburg mit einem Verkaufswagen unterwegs. Gerade dieses Geschäft laufe in den Orten ohne Bäcker oder andere Läden gut, sagt Axel Hoppe, dessen Tag um 2.45 Uhr morgens beginnt und meist erst um 18 Uhr endet.
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Läden eröffnen, wechseln den Besitzer oder ihren Standort, sie schließen wieder. Und doch gibt es sie noch - die Traditionsgeschäfte in der Region, die teilweise sogar verschiedenste Gesellschaftsformen mit- und überlebt haben. In Bernburg noch mehr als in den umliegenden Kleinstädten und Dörfern
Die MZ wird in der neuen Serie „Unsere Schaufenster“ einmal wöchentlich Geschäfte im Altkreis Bernburg vorstellen, die mindestens ein Jubiläum gefeiert haben, die es also schon 25 Jahre und länger gibt.
(mz)
