Streit um Windpark bei Baalberge Streit um Windpark bei Baalberge: Gegenwind für 200 Meter hohe Windräder?

Biendorf/Baalberge - Nach dem monatelangen Streit um die drei neuen Windräder auf dem Trappenberg bei Baalberge könnte noch in dieser Woche eine Vorentscheidung fallen: Sollte sich der Biendorfer Ortschaftsrat gegen einen Widerspruch gegen die Genehmigung des Salzlandkreises entscheiden, wäre der Investor dem Baubeginn wohl ein ganzes Stück näher. Denn zuletzt hatte sich besonders Biendorf gegen die Erweiterung des Windparks gewehrt. Theoretisch aber können auch andere, Nachbarn oder Konkurrenten beispielsweise, noch bis zum 24. März Widerspruch einlegen. So lange läuft die Frist beim Landkreis.
Enormer Schattenschlag
Derzeit stehen auf dem Gelände des Windparks bereits 17 Windräder. Eines soll abgerissen und an dieser Stelle eines der neuen errichtet werden. Schon jetzt sei der Schattenschlag durch die bestehenden Anlagen immens, hatte Biendorfs Ortsbürgermeister Uwe Cisewski (CDU) seinerzeit angemerkt. Die drei neuen werden knapp 200 Meter hoch sein und damit deutlich höher als die bisherigen, die sich etwa 130 Meter in den Himmel recken. Die maximale Leistung (die so genannte Nennleistung) beträgt 2,4 Megawatt. Mittelbar oder unmittelbar betroffen sind neben Biendorf die Orte Baalberge, Poley, Weddegast, Crüchern und Wohlsdorf.
Auch für den Bau von fünf Windrädern in Plötzkau hat der Landkreis die Genehmigung erteilt. Sie sind je 185 Meter hoch und haben eine maximale Leistung von drei Megawatt. Investor ist hier die SAB Wind Team GmbH in Itzehoe (Schleswig-Holstein). Auch dieses Genehmigungsschreiben hatte bis zum 24. Februar öffentlich ausgelegen: Im Rathaus Alsleben sowie in der Kreisverwaltung in Bernburg. Bis Donnerstag, 24. März, kann auch hier noch Widerspruch eingelegt werden.
Bis zum Montag lag dem Landkreis noch kein Widerspruch vor.
Ursprünglich waren sogar einmal sechs Windräder geplant. Doch drei davon wurden nicht genehmigt: Zwei hätten zu dicht an der historischen Windmühle in Crüchern gestanden. Ein weiteres Windrad, das nahe Baalberge aufgestellt werden sollte, hätte Greifvögel gefährdet. Gegen den Bau der drei anderen Windriesen spricht aber aus Sicht der Kreisverwaltung nichts mehr. Auch die während einer öffentlichen Erörterung vor rund einem halben Jahr vorgetragenen Bedenken, in der Nähe würden Rotmilane brüten, bestätigten sich nicht. Das sei im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung festgestellt worden, heißt es in dem 30-seitigen Genehmigungsschreiben des Landkreises. Immer wieder kämen Greifvögel durch Windkraftanlagen zu Tode, erläutert Annett Schulz vom Fachdienst Natur und Umwelt. Daher müsse im Vorfeld abgeklärt sein, dass sich kein Horst von geschützten Greifvogel-Arten in der Nähe befindet. Im Fall der Anlage auf dem Trappenberg habe ein beauftragter Ornithologe keine Nachweise dafür gefunden, dass im Pappelwäldchen nahe des Trappenbergs ein Rotmilan brütet. Stattdessen habe er Mäusebussarde entdeckt.
Keine Rücksicht auf Greifvögel
Da es sich bei diesen Greifvögeln nicht um eine gefährdete und geschützte Art handelt, müssten keine besonderen Abstände zu Windkraftanlagen eingehalten werden. Auch auf den von den Gegnern kritisierten „Schattenschlag“ wird eingegangen: Um die Beeinträchtigungen für die Anwohner in Grenzen zu halten, wurden deshalb Auflagen erteilt. So müssen zwei der drei Windräder mit einem Abschaltmodul ausgestattet werden. Festgelegt ist, dass die Beschattungsdauer nicht mehr als acht Stunden im Jahr und nicht mehr als 30 Minuten täglich überschreitet.
Sollten sich die meteorologischen Bedingungen dermaßen ändern, dass diese Zeiten überschritten werden könnten, würden die Windräder automatisch angehalten. Diese Abschaltung müsse mit Datum, Ort und Dauer protokolliert werden. Und die Daten seien für mindestens drei Jahre zu archivieren. Auch die Bedenken zum Thema Brandschutz konnten ausgeräumt werden. Die Anforderungen seien hier nicht vergleichbar mit anderen Industrieanlagen, sagt Annett Schulz. Bei den Windrädern gelten andere Bestimmungen. So ist vorgesehen, sollten sie in Brand geraten, dass die Feuerwehr das Gelände weiträumig absperrt und die Windräder kontrolliert abbrennen lässt.
Keine Antwort vom Investor
Investor Eckhard Mädchen von der Windpark Trappenberg GmbH will sich nicht zu den Einwänden der Gegner äußern. Auch nicht zu einem möglichen Baubeginn.
Ob Biendorf noch einmal etwas gegen die Pläne des Investors unternimmt, vermag Uwe Cisewski noch nicht zu sagen. Das möchte er erst mit dem Ortschaftsrat besprechen. Baalberges Bürgermeister Heiko Scharf (parteilos) ist hin- und hergerissen: „Das Thema ist im Rat heiß diskutiert worden“, sagt er. Doch eine Einigung sei nicht erzielt worden. Bis Montag lag dem zuständigen Fachbereich der Kreisverwaltung kein Widerspruch gegen den Genehmigungsbescheid vor. (mz)