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Laubhaufen, Äste, verblühte Blumen So kommen Igel gut durch den Winter: Annette Leipelt vom Naturschutzbundes Sachsen-Anhalt gibt Tipps

Von Regine Lotzmann 09.10.2019, 07:56
Igel futtern sich jetzt ihren Winterspeck an. Der Nabu rät, gesunde Tiere in der Natur zu belassen. Dabei hilft auch ein bisschen Faulheit.
Igel futtern sich jetzt ihren Winterspeck an. Der Nabu rät, gesunde Tiere in der Natur zu belassen. Dabei hilft auch ein bisschen Faulheit. dpa

Aschersleben/seeland - Nein, ein fauler Mensch sei sie nicht, sagt Annette Leipelt und lacht. Aber die Idee mit dem Tierschutz für Faule, die derzeit immer mal wieder im Internet auftaucht, findet die Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Sachsen-Anhalt (Nabu) richtig klasse.

Man solle den Garten nicht aufräumen, heißt es da, Laubhaufen und abgefallene Äste liegen lassen, nicht harken. Und verblühte Blumen? Einfach nicht abschneiden.

„Gut, auf Wegen sollte schon geharkt werden, damit niemand stürzt“, relativiert Leipelt diese Tipps. Aber ein bisschen Faulheit, mit der auch die Ascherslebener und Seeländer etwas Gutes tun könnten, sei nicht schlecht. Denn ein solcher Garten sei ein wahres Überwinterungs-Paradies für Tiere, vor allem für die besonders geschützten Igel.

Ein Garten mit Laub auf Beeten und unter Sträuchern sei ideal zum Überwintern für Igel

„Weniger ist hier nämlich mehr, denn Laub ist kein Abfall - einfach auf den Beeten oder unter den Sträuchern lassen“, rät auch Annette Leipelt. „Das ist ein Beitrag für die Natur und spart all den Hobby-Gärtnern Zeit, die sich nicht so viel Arbeit machen wollen.“

Auch in ihrem eigenen Garten lässt die Naturschützerin die Blätter liegen. „Ich bin eine Freundin von Laubhaufen“, sagt sie lachend und erzählt auch von vielen Sträuchern. „Es ist ein naturbelassenes Stückchen - und das sind die Gärten, die die Tiere als Lebensraum brauchen. Ein aufgeräumter Garten bringt da nichts.“

Sie rät, da der Herbst ein guter Zeitpunkt zum Pflanzen ist, auch noch ein paar kuschlige Ecken für Igel anzulegen. „Man kann jetzt ein paar Sträucher pflanzen und sorgt so für Wohlfühlatmosphäre.“

Gesunde Igel in Auffangstationen zu bringen oder im Keller überwintern zu lassen, nur, weil sie ein bisschen kleiner sind, davon hält die Naturschützerin übrigens nichts. Igel, das haben Wissenschaftler nachgewiesen, würden den Winter nämlich meist auch ohne menschliche Hilfe überleben.

Gesunde Igel in Auffangstationen zu bringen, davon hält Anette Leipelt vom Nabu nichts

„Selbst kleinere Jungtiere haben in der Natur wesentlich größere Chancen, als allgemein angenommen“, sagt Leipelt. Tiere, die ins Haus geholt werden, hätten im Frühling erhebliche Anpassungsschwierigkeiten.

Weitaus hilfreicher sei es da, kleinen Igeln im Spätherbst Futter anzubieten. Am besten Katzenfutter, keine Milch. Dass die stachligen Gesellen jetzt auch tagsüber unterwegs seien, sei zudem ganz normal, beruhigt Leipelt. „Die fressen sich jetzt ihren Winterspeck an und können dabei erstaunliche 50 Gramm pro Woche zulegen.“

Normal sei es auch, wenn Igel noch im November oder schon im Februar im Garten anzutreffen seien. „Für den Zeitpunkt des Winterschlafes ist nämlich nicht der Monat entscheidend, sondern die Außentemperatur“, weiß die Geschäftsführerin und sagt: „Bei den zunehmend milden Wintern ist der Winterschlaf oft kürzer und somit auch das Überwinterungsgewicht nicht mehr von ganz so großer Bedeutung.“

Tipps zum Igelschutz bietet die Nabu-Broschüre „Der Igel - Artenschutz“. Die gibt’s gegen Einsendung von 2,70 Euro in Briefmarken beim Nabu, Schleinufer 18a, 39104 Magdeburg. (mz)