Schwerkranker Elfjähriger Schwerkranker Elfjähriger max aus Plötzkau: Fast 1.000 Menschen lassen sich registrieren

Plötzkau - Das kleine Plastestäbchen im Mund kann der erste Schritt zur Rettung sein. Zur Rettung des elfjährigen Max, der an einer sehr seltenen Form der Blutarmut leidet und der dringend einen geeigneten Stammzellenspender zum Überleben braucht (die MZ berichtete).
Die insgesamt drei Stäbchen bekommt man zum Beispiel von Nicole Fricke, die als eine von rund 50 freiwilligen Helfern an diesem Samstagvormittag in das Haus der Vereine in Plötzkau gekommen ist, um bei der Typisierung – so heißt die Entnahme der Schleimhautproben aus der Mundhöhle – zu helfen.
„Es ist Wahnsinn, wie das hier angenommen wird“, sagt die Güstenerin, deren Sohn Toni zusammen mit Max beim SV Plötzkau 1921 Fußball spielt.
Insgesamt 978 Menschen haben sich in den knapp vier Stunden typisieren und damit in die Datei möglicher Knochenmarkspender aufnehmen lassen. Eine von ihnen ist Michelle Lutz aus Könnern. „Über Facebook habe ich hiervon erfahren und wollte unbedingt herkommen“, sagt die 24-Jährige, die noch eine Freundin mitgebracht hat.
Andreas aus Siebigerode berichtet über seine Erfahrungen als Stammzellenspender
So ähnlich hat es auch bei Andreas Kasper angefangen. Er hat selbst schon Stammzellen gespendet und ist extra aus Siebigerode (Ortsteil von Mansfeld) nach Plötzkau gekommen, um von seinen Erfahrungen zu berichten – und eventuelle Ängste zu nehmen.
Etwa 15 Jahre ist es her, da war auch der heute 58-Jährige zu so einer Typisierung. Auch seinerzeit wurde ein Spender für einen jungen Fußballer gesucht. „Aber mir wurde damals noch Blut abgenommen, heute geht das ja viel bequemer.“
Jahrelang hörte Andreas Kasper nichts von der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) – bis eines Tages ein großer brauner Umschlag im Briefkasten lag. „Meine Frau sagte sofort ,Jetzt bist du es, jetzt brauchen sie dich’.“ Und so war es auch.
Im Uniklinikum Hannover gab es einen Leukämiepatienten, auf den die Werte des Mansfelders haargenau passten. Ähnliches Alter, ähnliche Statur – und genetisch fast identisch. „Wir hatten eine Übereinstimmung von fast 100 Prozent. Wir waren quasi genetische Zwillinge.“
„Die Stammzellen werden quasi aus dem Blut ausgewaschen”
Was folgte, waren regelmäßige Bluttests beim Hausarzt, langwierige Voruntersuchungen in der Magdeburger Uniklinik und viele Stunden psychologischer Betreuung. „Bis zur letzten Minute kann man das Ganze absagen, aber für mich war immer klar, dass ich das durchziehe“, sagt Andreas Kasper, der auch einen Organspendeausweis hat und regelmäßig zur Blutspende geht.
Der große Tag selbst war relativ unspektakulär. „Ich war angeschlossen wie bei einer Dialyse, die Stammzellen werden quasi aus dem Blut ausgewaschen.“ Das sei zwar durchaus anstrengend, weil es bis zu fünf Stunden dauert und man sich so wenig wie möglich bewegen darf. „Aber für jeden Blutspender ist das kein Problem.“ Schon am übernächsten Tag war er wieder auf der Arbeit.
Einen großen Wermutstropfen gibt es dennoch: Der Mann, dem Andreas Kasper seine Stammzellen gespendet hat, hat trotz dieser Hilfe den Kampf gegen den Blutkrebs verloren und ist gestorben. Trotzdem sagt der 58-Jährige: „Ich würde es auf jeden Fall wieder machen.“
„Alles, was wir machen konnten, haben wir gemacht“, sagt Organisator Denny Künstner-Lehmann
Immer mittendrin an diesem Tag ist Denny Künstner-Lehmann, Abteilungsleiter der Plötzkauer Fußballer und Kopf der gesamten Kampagne. Er hatte den Termin dieser Typisierung in die Welt hinaus getragen – in Zeitungen und Sozialen Netzwerken, auf Flyern und digitalen Werbetafeln, und sogar in Kinospots. „Alles, was wir machen konnten, haben wir gemacht“, sagt er. „Und auch wenn wir für Max keinen Spender finden sollten, können wir damit vielleicht ein anderes Leben retten.“
Es dauert jetzt etwa sechs Wochen, bis man weiß, ob einer der Freiwilligen dieser Typisierung als Spender für Max in Frage kommt, sagt Marina Miller von der DKMS. Alle gesammelten Proben gehen in ein Labor nach Dresden. Dort wird dann die DNA von Max mit denen der potenziellen Spender verglichen – und nach einer möglichst großen Übereinstimmung gesucht.
Gleiches gilt natürlich nicht nur für Max, sondern für alle anderen Patienten, die auf fremde Stammzellen angewiesen sind. Bislang konnte die DKMS mehr als 80.000 Stammzellenspenden vermitteln. Und in Kürze wird man den zehnmillionsten Menschen feiern können, der sich bei der DKMS hat typisieren lassen.
Max ist inzwischen zu Hause, muss aber regelmäßig ins Krankenhaus
Die Hauptperson an diesem Tag ist nicht mit dabei im Haus der Vereine. Max ist inzwischen zwar zu Hause, muss aber weiter regelmäßig ins Krankenhaus, um die Therapie fortzusetzen, die dabei helfen soll, dass sein Knochenmark wieder Blutkörperchen bildet. Ansonsten darf er das Haus aber nicht verlassen, sein Immunsystem ist zu schwach.
Dafür ist seine Schwester Carolin gekommen. Und sie ist überwältigt von all der Anteilnahme. Die 23-Jährige ist selbst Krankenschwester. „Ich gebe ihm immer die Spritzen, die sein Knochenmark aufbauen.“ Ansonsten spielen die beiden viel zusammen auf der Playstation.
„Für Max ist wichtig, dass ich bei ihm bin und neben ihm sitze.“ Nun hofft sie, dass das alles ein gutes Ende nimmt – und vielleicht auch mit Hilfe dieser Aktion in Plötzkau ein Spender gefunden wird, der Max das Leben rettet. (mz)
