Handball Samstag 17 Uhr in Bernburg: Profitiert der SV Anhalt im Spiel gegen Oranienburg von WM-Euphorie?

Bernburg - „Ich glaube schon, dass jetzt mehr Zuschauer kommen, um Handball mal live zu erleben“, sagt Michael Keitel. Er ist Vorsitzender des Handballfördervereins Bärenpower und verfolgt nicht nur die Spiele der Drittligahandballer von Anhalt Bernburg, sondern im Moment natürlich der Nationalmannschaft bei der Heim-Weltmeisterschaft. Dass die Deutschen im eigenen Land ohne Niederlage das Halbfinale am heutigen Freitag gegen Norwegen erreicht und Chancen auf den Titel haben, werde der Sportart noch mal einen Schub geben.
2007 sei das auch so gewesen. „Aber irgendwann ebbt die Euphorie wieder ab“, so Keitel. Freilich hofft er, dass die gute Stimmung aus den Arenen in Berlin und Köln nach Bernburg herüberschwappt, wo Drittligist Anhalt am Sonnabend ab 17 Uhr in der Bruno-Hinz-Halle auf den Oranienburger HC trifft.
SV Anhalt spielt am Sonnabend gegen Oranienburger HC
Erstmals in einem Pflichtspiel für die Bernburger dabei wird Steffen Coßbau sein. Der gebürtige Magdeburger - er hat als Sechsjähriger mit Handball begonnen und sportlich nie etwas anderes ausprobiert - weiß wie es ist, einen Pott in den Händen zu halten.
2009 war er in Ägypten mit Deutschland Juniorenweltmeister. Damals an seiner Seite unter anderem Patrick Wienzeck und Patrick Groetzki, die im aktuellen Team von Trainer Christian Prokop Leistungsträger sind. „Ich habe aber auch mit Fabian Böhm und Silvio Heinevetter zusammengespielt“, sagt Coßbau, der Lehramt studiert und später an einer Berufsschule arbeiten wird.
Steffen Coßbau ist erstmals bei einem Pflichtspiel dabei
Neben dem Studium gilt seine Konzentration nach einem Jahr Pause - zuvor spielte der 31-Jährige bei der HSC Coburg in der 1. Bundesliga - dem SV Anhalt Bernburg. „Trainer Martin Ostermann hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann auszuhelfen, weil Personalnot herrscht.“
Die Entscheidung sei ihm nicht schwergefallen. „Handball hat auch in dem Jahr Pause seinen Reiz für mich nicht verloren. Und: „Die Jungs haben es mir einfach gemacht, mich hier wohlzufühlen. Das war alles ganz entspannt.“ Und auch die Weltmeisterschaft verfolge er entspannt.
Vereine wie Hildesheim oder Altenholz haben deutlich höheres Budget
„Ich schwitze vor dem Fernseher nicht Blut und Wasser.“ Aber Daumendrücken - natürlich. „Alles ist möglich“, so Coßbau zu den Chancen auf den Titel. Das sieht auch Keitel so, der mit dem Handballförderverein die Bernburger Männer in der Dritten Liga nicht nur von den Rängen aus unterstützt, sondern zum Beispiel auch finanzielle Mittel für die Auswärtsfahrten beisteuert.
Andere Vereine wie Hildesheim oder Altenholz hätten es da einfacher, weil sie über den doppelten oder dreifachen Etat wie die Bernburger verfügen würden. „Wir gehen oft Klinken putzen“, so Keitel. 60 Mitglieder zählt der Verein.
Ein Teil davon hat sich zu den Spielen der Deutschen Nationalmannschaft vor dem Fernseher versammelt. „Mal bei mir, mal bei jemand anderem oder in der Gaststätte“, sagt der Vorsitzende. Am Sonnabend aber werden sie sich wieder in der Bruno-Hinz-Halle einfinden und dort für Stimmung sorgen. Denn der Klassenerhalt ist das Ziel. Und er ist machbar. Mit Coßbau auf dem Feld und Power auf den Rängen.
Beginn am Sonnabend ist um 17 Uhr. Studenten mit Studentenausweis haben freien Eintritt. (mz)