Regenwasser im Raum Bernburg Regenwasser im Raum Bernburg: Suche im Nebel nach neuen Kunden
Bernburg - Grundstückseigentümer in Könnern und Alsleben dürfen sich Hoffnungen auf eine Senkung der Niederschlagswassergebühr machen. Diese ist momentan fast doppelt so hoch wie im Raum Bernburg. Pro Quadratmeter versiegelte Grundstücksfläche, von der das Wasser in die öffentliche Kanalisation läuft, werden 1,81 Euro berechnet, in der Kreisstadt sind es lediglich 92 Cent.
Der große Unterschied ist unter anderem darin begründet, dass im südlichen Teil des Altkreises längst nicht alle Gebührenschuldner auch zahlen. Dass sich das ändert, daran arbeitet der Wasserzweckverband (WZV) Saale-Fuhne-Ziethe seit vergangenem Jahr aktiv. Die bisherigen Überprüfungen im Raum Könnern haben laut Geschäftsführer Harald Bock zum Ergebnis geführt, dass in manchen Orten über 20 Prozent mehr gebührenpflichtige Flächen erfasst worden sind.
Bei strittigen Fällen werden auf den Grundstücken auch sogenannte Benebelungen vorgenommen, um den Nachweis zu führen, dass das Wasser aus dem Fallrohr tatsächlich in den öffentlichen Bereich läuft und nicht an Ort und Stelle versickert.
Bei der Benebelung von Kanälen und Schächten wird ein Gerät mit ungiftigem, geruchsneutralem Nebel (Fluid E) zur Erkennung von Anschlüssen bei Regenfallrohren, Leckortung und Geruchsbelästigung, Undichtigkeit im Anschlusssystem, Überprüfung von Sanitärobjekten und Drainagen benutzt.
Der WZV darf bei entsprechendem Nachweis von säumigen Eigentümern vier Jahren rückwirkend das Geld eintreiben. Und macht das „Es ist nur gerecht, wenn der Nachbar auch Jahr für Jahr bezahlt“, sagt Harald Bock. Er geht davon aus, dass von den zirka 9.000 Gebührenpflichtigen im Verbandsgebiet rund 7.000 bereits zahlen.
In Bernburg sei die Zahl der „schwarzen Schafe“ prozentual geringer, unter anderem weil hier die Großvermieter die Gebühren verlässlich abführen. Weil der Kostendruck hier aufgrund der niedrigeren Gebühr entsprechend geringer ist, wird die Schuldnerjagd in der Kreisstadt erst abschließend im kommenden Jahr beginnen. Zuvor, ab September, sei zunächst Alsleben an der Reihe, kündigt der WZV-Geschäftsführer an.
„Wir wollen die Gebühren konstant halten“
Dass die Niederschlagswassergebühr im Altkreis-Süden an die 92 Cent in Bernburg herankommt, das wird indes nicht geschehen. Harald Bock geht davon aus, dass in Könnern/Alsleben weiter eine Eins vor dem Komma stehen wird. Wirksam wird diese Gebührensenkung immerhin rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres. Derzeit kalkuliert Saale-Fuhne-Ziethe den Tarifzeitraum 2016/17/18 neu. Harald Bock erwartet, dass die Verbandsversammlung die neue Kalkulation noch dieses Jahr beschließt.
Damit verbunden sind auch Auswirkungen auf die Trink- und Abwassertarife. Während der WZV nur die Stadt Bernburg und seine Ortsteile mit Trinkwasser versorgt, reicht das Gebiet der Abwasserversorgung von Gerbitz im Norden bis nach Domnitz im Süden. Große Preissprünge wird es im Zuge der Neuberechnung nicht geben, versichert der Geschäftsführer: „Änderungen werden sich eher im Cent-Bereich bewegen, wir wollen die Gebühren konstant halten.“
Die Errichtung weiterer Niederschlagswasserkanäle steht aktuell nur für einzelne Straßenzüge, nicht für ganze Orte zur Debatte. „Wir sind im Verbandsgebiet vernünftig ausgerüstet“, sagt Harald Bock, der sich eher an praktischen Erfahrungen denn an theoretischen Prognosen orientieren will.
So müsse aus seiner Sicht in nächster Zeit wegen der Vernässungsproblematik nur noch in der Alslebener Thomas-Müntzer-Siedlung, im Poleyer Neubaugebiet und in Gerlebogk gehandelt werden.
Laut Bodenkarte wäre auch ganz Bründel an eine sogenannte Niederschlagswasserbeseitigungsanlage anzuschließen, weil demnach die Erde dort zu wenig Wasser aufnehmen kann. Tatsächlich habe es in dem Plötzkauer Ortsteil bislang aber nie Probleme mit Überflutungen gegeben, weiß Harald Bock. Und deshalb werde den Einwohnern auch nichts aufgezwungen. „Sollte sich die Situation ändern, müssen wir natürlich was tun.“ (mz)
