Marode Brücke Marode Brücke über Wipper bei Cölbig und Ilberstedt: Müllfahrzeuge dürfen passieren, leider nicht die Feuerwehr

Cölbigk - In Cölbigk brennt ein Haus lichterloh. Die alarmierte Feuerwehr der Gemeinde Ilberstedt will auf kürzestem Wege zur Hilfe eilen, erreicht den Einsatzort auf der einzigen offenen Zufahrtsstraße zum Dorf aber nicht, weil unter ihrem Löschfahrzeug die Wipperbrücke zusammenbricht. Hauseigentümer und Nachbarn müssen danach hilflos mit ansehen, wie das Haus niederbrennt.
Es ist ein Horrorszenario, das Einwohner, Gemeinderäte und Feuerwehrleute vor Augen haben, wenn sie an die marode Brücke der Kreisstraße zwischen Ilberstedt und Cölbigk denken.
Seit einer Bauwerksprüfung vor drei Jahren ist ihre Traglast auf sechs Tonnen begrenzt - zu wenig für ein Feuerwehrauto.
Ein geplanter Neubau der maroden Brücke wurde erst auf 2019 und dann nochmals verschoben
Ein vom Kreiswirtschaftsbetrieb (KWB) geplanter Neubau im Vorjahr wurde verschoben, erst auf 2019, dann erneut. Die Betroffenen fürchten, auf den St. Nimmerleinstag.
Denn der Salzlandkreis ist chronisch klamm, hat viel zu wenig Geld für den Unterhalt seines rund 364 Kilometer umfassenden Kreisstraßennetzes, geschweige denn für den aufwendigen Ersatz von Ingenieurbauwerken. Geeignete Fördermittelprogramme gibt es dafür nicht.
„Wenn’s brennt, fahren wir hier drüber, auch ohne Sondergenehmigung“, sagt Wehrleiter Matthias Stiemer. Rückendeckung erhält er von Verbandsgemeinde-Bürgermeister Jan Ochmann (CDU): „Wenn es um Leib und Leben geht, sind Schilder egal“, so der Verwaltungschef.
Ganz so einfach sei es dann doch nicht, widersprechen zwei Polizeibeamte, die im Gemeinderat sitzen. „Die Beschilderung hat einen Grund. Bricht die Brücke zusammen, werden Ermittlungen geführt“, warnt Jens Galetzka. Und dann werde die Frage gestellt, wer für Sach- und Personenschäden haftet, sagt Ivo Fräsdorf, der selbst in Cölbigk lebt.
Müllfahrzeuge des Kreiswirtschaftsbetriebs haben Sondergenehmigung
Für ihn unverständlich ist, dass die Müllentsorgungsfahrzeuge des KWB mit Sondergenehmigung über das Bauwerk, das am 4. Juli seinen 50. Geburtstag erlebte, rollen dürfen. „Der Brücke ist es egal, ob das zu schwere Fahrzeug eine Genehmigung hat, wenn sie zusammenfällt.“
Laut Bürgermeister Lothar Jänsch wird die Tonnagebegrenzung ohnehin kaum beachtet. „Da machen sich jeden Tag 10 bis 15 Fahrer strafbar“, schätzt er. Denn die Kreisstraße aus Richtung Norden ist der einzige Zuweg für Lkw, um überhaupt ins Dorf zu kommen.
Den Feldweg aus Süden, der über den Walkhügel führt, hat die Agrargenossenschaft mit einer Schranke abgeriegelt; der Radweg aus Westen ist zu schmal; der sogenannte Pflaumenweg aus Osten ist mit Pollern ausgestattet und nur für Pkw passierbar.
Eine Öffnung der kommunalen Straße für Laster ist für den Ortschef keine Option: „Dann würden sie in Ilberstedt über das Kopfsteinpflaster der Mühlstraße holpern, das wäre nur eine Problemverlagerung.“ Deshalb gibt es eine paradoxe Situation: „Ein Lkw kommt nicht legal in Dorf“, sagt Ivo Fräsdorf.
Der Gemeinderat ist des Wartens überdrüssig: Auf Vorschlag von Roland Halang wird jetzt eine Resolution an den Kreistag verfasst, die die Entscheidungsträger auf die prekäre Situation aufmerksam machen soll. Wann die Brücke neu gebaut werden kann, ist offen. Der Kreiswirtschaftsbetrieb sah sich personell bedingt nicht in der Lage, einen Fragenkatalog der MZ in dieser Woche zu beantworten. (mz)