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Marode Brücke Cölbigk bei Ilberstedt: Agrargenossenschaft blockiert Straße über den Walkhügel nach Alsleben

Von Susanne Schlaikier 29.05.2018, 07:53
Die Cölbigker wünschen sich, dass sie wieder die von der Agrargenossenschaft gesperrte Straße über den Walkhügel nach Osmarsleben nutzen dürfen.
Die Cölbigker wünschen sich, dass sie wieder die von der Agrargenossenschaft gesperrte Straße über den Walkhügel nach Osmarsleben nutzen dürfen. Engelbert Pülicher

Cölbigk/Ilberstedt - Als Mitarbeiterin eines Pflegedienstes muss Jacqueline Binnemann für gewöhnlich schnellstmöglich bei ihren Patienten sein. Doch seit Anfang des Jahres muss sie immer etwas mehr Zeit einplanen.

Denn der kürzeste Weg von Cölbigk über Osmarsleben und Plötzkau nach Alsleben über den Walkhügel ist seit Februar für sie abgeschnitten. Ebenso wie für alle anderen Einwohner.

Agrargenossenschaft ließ Weg mit Schranke versperren

Die Agrargenossenschaft Ilberstedt, der ein Großteil des besagten Weges gehört und die bisher die Fremdfahrzeuge tolerierte, hat die Trasse durch eine Schranke für den Verkehr gesperrt. Zuvor hatten bereits Verkehrsschilder darauf hingewiesen. Nur die eigenen landwirtschaftlichen Fahrzeuge dürfen seither den Weg benutzen.

Mehr noch: Vor der Sperrung seien sie von den Mitarbeitern der Agrargenossenschaft zum Teil verfolgt, bedroht und von der Straße gedrängt worden, schildert Binnemann. „Wenigstens die Cölbigker sollten die Straße nutzen dürfen, so wie bisher“, meint nicht nur Jacqueline Binnemann. Denn es sei die bisher einzig nicht beschränkte Straße nach Cölbigk. Zusammen mit rund 20 weiteren Mitstreitern hat sie die Bürgerinitiative „Freie Fahrt“ gegründet.

Jacqueline Binnemann gründete die Bürgerinitiative „Freie Fahrt“

Dabei bedeutet die Sperrung nicht nur für die Einwohner eine Einschränkung. Durch die Schranke sei sämtlicher Verkehr gezwungen, die Straße von Ilberstedt kommend zu benutzen, sagt Ivo Fräsdorf. Das Problem: Die Straße führt über die Wipperbrücke, die baulich in einem schlechten Zustand ist.

Baufällige Wipperbrücke schränkt die Tonnage ein

Schon jetzt dürfen nur noch Fahrzeuge bis maximal sechs Tonnen und mit höchstens 2,20 Meter Breite die Brücke passieren. „Wenn die Cölbigker beispielsweise Heizöl bestellen oder die wöchentliche Müllabfuhr kommt, müssen diese Lieferfahrzeuge verbotswidrig über die Brücke fahren“, erläutert Ivo Fräsdorf.

Davon würde die Brücke nicht besser. Außerdem habe es sogar schon Fuhrunternehmen gegeben, die eine Anlieferung abgelehnt haben, berichtet Anja Gratzik. Zugleich würden auch die großen, landwirtschaftlichen Maschinen immer wieder über die Brücke fahren. „Gerade in der Erntezeit ist da viel Verkehr“, sagt Fräsdorf.

Feuerwehr müsste bei Bränden in Cölbigk über Bullenstedt fahren

Korrekterweise müsste jede Fahrt von großen und schweren Fahrzeugen 14 Tage im Voraus bei der Stadtverwaltung in Bernburg beantragt werden, damit diese die Feldwege über Bullenstedt nutzen können. „Was aber ist, wenn es mal in Cölbigk brennt?

Dann muss die Feuerwehr aus Ilberstedt auf Feldwegen über Bullenstedt fahren und verliert dadurch wichtige Zeit“, meint Fräsdorf besorgt. Es gibt zwar noch eine dritte Möglichkeit, um nach Cölbigk zu gelangen - und zwar direkt über Bullenstedt. Aber auch diese Straße ist maximal für Autos zugelassen.

Prokuristin der Agrargenossenschaft spricht von Raserei

„Auf uns ist bisher niemand zugekommen“, sagt Ines Hecker, Prokuristin der Agrargenossenschaft Ilberstedt. Sie verteidigt das Vorgehen. Mehrere Vorfälle hätten die Agrargenossenschaft dazu veranlasst, die Straße über den Walkhügel für den Verkehr zu sperren. Vor der Hofeinfahrt wurde laut Hecker gerast.

„Damit niemand zu Schaden kommt, haben wir uns entschieden, den Weg zu sperren.“ Außerdem seien die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft beschimpft und deren Fahrzeuge zum Teil von der Straße gedrängt worden. Ihrer Erfahrung nach würden auch nicht nur Cölbigker, sondern auch Ortsfremde über diesen Weg fahren.

Nutzen Ortsfremde den Feldweg als Abkürzung?

Zum Vorwurf, die Mitarbeiter würden mit ihren landwirtschaftlichen Maschinen auch die baufällige Wipperbrücke nutzen, sagt sie, dass das nicht unbedingt Fahrzeuge der Agrargenossenschaft Ilberstedt sein müssen: „Unsere Mitarbeiter haben die Anweisung, dass sie dort nicht drüberfahren sollen.“

Einen kleinen Lichtblick gibt es indes in Hinblick auf die marode Wipperbrücke. Voraussichtlich im nächsten Jahr soll diese neu gebaut werden, informiert Ralf Felgenträger, Leiter des Kreiswirtschaftsbetriebes als Baulastträger.

Kreiswirtschaftsbetrieb kündigt Bau einer neuen Brücke an

Der Neubau habe zwar bereits für 2018 im Investitionsplan gestanden, musste aber kurzfristig auf 2019 verschoben werden, da der Salzlandkreis die Eigenmittel für eine andere Brücke benötigte, die durch das Hochwasser 2013 beschädigt worden war.

Des Weiteren sei die Wipperbrücke zuletzt im März dieses Jahres überprüft worden. Dabei sei keine Verschlechterung des Zustandes festgestellt worden, so Felgenträger. Zudem hält er die bisherigen Maßnahmen - die Begrenzung der Fahrbahnbreite, durch die immer nur ein Fahrzeug über die Brücke fahren kann, sowie der Tonnage für ausreichend. (mz)