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Landwirtschaft Landwirte in Plötzkau und Könnern rechnen mit Verlusten bei Getreide: Ausgetrocknete Böden bis 2,50 Meter Tiefe

Von Franz Ruch 17.07.2020, 13:28
Auch dieses Jahr spüren die Landwirte die Folgen des trockenen Sommers durch geringere Ernteerträge.
Auch dieses Jahr spüren die Landwirte die Folgen des trockenen Sommers durch geringere Ernteerträge. dpa

Plötzkau/Calbe/Könnern - Die Landwirte in der Region sind auch dieses Jahr wieder von Trockenheit auf ihren Feldern geplagt. Nach den Dürrejahren 2018 und 2019 gab es auch 2020 so wenig Niederschläge, dass erhebliche Ernteverluste die Folge sind.

Einzelne Regenschauer, wie am vergangenen Mittwoch, kommen zu spät für das Wintergetreide, bringen aber noch vorsichtige Hoffnung für die Frühjahrsfrüchte wie Zuckerrüben oder Mais.

„Eine Dürre wie jetzt habe ich noch nicht erlebt“, sagt Bauer Rose-Borsum

„Ich wirtschafte seit 30 Jahren hier, aber eine Dürre wie jetzt habe ich in der ganzen Zeit nicht erlebt“, sagt Landwirt Cord Rose-Borsum aus Plötzkau. Nachdem er schon in den vergangenen Jahren mit dem fehlenden Nass zu kämpfen hatte, setzt sich die Dürreperiode fort.

„Wir haben ausgetrocknete Böden bis 2,50 Meter Tiefe“, sagt er. Deswegen seien die Winterfrüchte wie Weizen, Gerste oder Raps, die im vergangenen Herbst bestellt wurden, auf Niederschläge im Frühjahr angewiesen gewesen.

Die allerdings blieben aus - mit gravierenden Folgen für die jetzige Ernte. „Alle unsere Früchte haben erhebliche Ertragsdefizite“, so der Landwirt. Bei den Winterfrüchten habe es wegen der Trockenheit nicht mehr zur Kornfülle gereicht.

Im Frühjahr 2020 ist viel zu wenig Regen gefallen

Die Bestände haben ihre Nebentriebe abgeworfen, sind dünner geworden und mussten anderthalb bis zwei Wochen früher geerntet werden. Bei einem durchschnittlichen Ertrag von 75 Dezitonnen fahre der Landwirt so im Moment nur 50 bis 60 ein. Das entspreche einem Umsatzverlust von etwa einem Drittel.

Besonders betroffen seien auch Sonderkulturen wie Majoran, Bohnenkraut oder Zwiebeln, erklärt Steffen Gerber, Vorstandsvorsitzender vom Bauernverband Salzland. „Wegen der Trockenheit und der Kühle hatten wir in Calbe fast 70 Prozent Flächenausfälle.“ Es gebe aber sogar Anbauflächen, die komplett umgebrochen werden mussten.

Auch Sonderkulturen wie Majoran und Zwiebeln haben gelitten

Einzelne Niederschläge, wie jetzt am Mittwoch, helfen der Dürre-Problematik nur bedingt. Wenn es regnet, ziehen die Früchte das Wasser auf, bevor es in tieferen Bodenschichten ankommt, sagt Landwirt Rose-Borsum.

„Der Haushalt des Bodens ist erschöpft. Mit den Niederschlägen leben wir von der Hand in den Mund.“ Dennoch könnten Frühjahrsfrüchte, wie Zuckerrüben oder Mais, von der Feuchtigkeit profitieren und lassen so eine leise Hoffnung auf die spätere Ernte zu - vorausgesetzt, der Regen vom Mittwoch bleibt nicht der letzte.

Paradoxerweise würde sofortiger Regen den Getreidebauern aber ganz und gar nicht helfen. Das weiß auch Hans-Jürgen Windirsch, Vorsitzender der Agrargenossenschaft Könnern.

Der Landwirt musste ebenfalls Verluste von gut einem Drittel verzeichnen. Er hofft, dass es jetzt zumindest so lange trocken bleibt, bis er seine Getreideernte eingefahren hat. „Die Mähdruschfrüchte möchte man möglichst trocken und verlustfrei einfahren“, sagt er.

Agrargenossenschaft Könnern rechnet mit bis zu 33 Prozent Verlusten 

Wenn es davor regnet, kann der Niederschlag die Qualität des Getreides senken, so dass es im schlimmsten Fall nicht mehr zum Backen, sondern nur noch als Tierfutter verwendet werden kann.

Dann hätten die Landwirte nicht nur wegen der Trockenheit insgesamt weniger Ernte, sondern wegen des Regens auch noch eine schlechtere. „So eine Doppelbestrafung können wir absolut nicht gebrauchen“, sagt Landwirt Windirsch. „Gut wäre jetzt eine Woche Trockenheit. Danach kann es bitte immer wieder regnen“. (mz)