35 Jahre selbstständig Iris und Bodo Heske schließen am 25. September 2020 in Könnern Drogerie und Geschenboutique: Ruhestand nach 35 Jahren Selbstständigkeit

Könnern - Iris Heske geht nicht in den Ruhestand. Wenn, so sagt sie, dann höchstens in einen „Unruhestand“. Denn nach über 35 Jahren Selbstständigkeit im Einzelhandel, die die Könneranerin zusammen mit ihrem Ehemann Bodo bestritten hat, setze man sich nicht einfach hin und mache gar nichts mehr.
Beide freuen sich dennoch auf mehr Zeit zum Radfahren, für den Garten und für die Familie - auch wenn das Arbeitsleben zwischen Drogerieregalen und Geschenkartikeln als ein schönes in Erinnerung bleibt.
Ehepaar hatte 1986 um die Geschäftseröffnung gekämpft
Angefangen hat alles Mitte der 80er Jahre mit einem Brief an Erich Honecker. Die Heskes wollten eine Geschenkboutique eröffnen. Da es eine solche aber schon im benachbarten Bernburg gab, stellte sich die politische Führung quer.
Nach einem Jahr Kampf und besagtem Brief konnte im August 1986 in der Friedensstraße 9 in Könnern dann doch die Geschenkboutique eröffnen. „Allerdings haben wir keine Ware geliefert bekommen. Ich musste selber losfahren und alles einkaufen“, sagt Iris Heske.
Von dort aus folgten Erweiterungen und Umzüge in Könnern, Eröffnungen in Blankenburg und Bernburg, solvente und wieder insolvente Zulieferer und schließlich im Mai 2012 die letzte Neueröffnung in der Passage am Platz des Friedens in Könnern.
Bei dieser Eröffnung schenkten die Kunden insgesamt 60 Blumensträuße, erinnert sich Iris Heske. Diese enge Verbundenheit mit den Könneranern sei es auch, was den Abschied so schwer macht.
Die Gespräche und der Kontakt zu den Kunden werden dem Ehepaar fehlen
Die Gespräche und der Kontakt zu den Kunden wird wohl das sein, was im Ruhestand am meisten fehlt, sind sich Iris und Bodo Heske einig. „Es wird mir schon fehlen. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass es mir nicht fehlt“, sagt Iris Heske. „Ich werde wahrscheinlich dreimal am Tag einkaufen gehen, nur um Leute zu sehen.“
Doch der Abschied ist selbstgewählt. Die Entscheidung fiel schon lange vor Corona im Jahr 2019. „Ich wollte eigentlich mal arbeiten, bis ich 98 bin“, sagt Iris Heske, „aber der Körper wird müde, obwohl es bis zuletzt Spaß gemacht hat.“
Das Hauptproblem im Handel seien die Öffnungszeiten. Das diesjährige Weihnachten wird das erste seit 30 Jahren sein, an dem die Heskes nicht hinter der Ladentheke stehen, sondern die Festtage mit ihrer Tochter und dem sechsjährigen Enkelkind verbringen.
Weihnachten 2020 werden Iris und Bode Heske mit Tochter und Enkelkind feiern
Die freie Zeit wollen beide aktiv nutzen. Entweder auf dem Fahrrad, beim Laufen, Schwimmen oder im Garten. Bodo Heske ist zum Beispiel gerade dabei, das Eigenheim altersgerecht umzubauen und einen Wintergarten zu errichten.
Für die Ladenfläche gibt es schon neue Pächter aus Halle, die ab dem 26. September zumindest die Post- und Lottostelle so weiterführen wollen wie bisher. Womit die Regale zukünftig gefüllt werden, stehe aber noch nicht fest. Auf eine große Abschiedsfeier werden die Heskes verzichten.
Stattdessen gibt es ein Treffen im kleinen Kreis mit ehemaligen Mitarbeitern. Fehlen wird die Drogerie den Könneranern aber ohne Frage. Zwei Blumensträuße zum Abschied gab es schon. (mz)