Hochwasserschutz in Trebnitz Hochwasserschutz: Nur Sandsäcke helfen im Notfall

Trebnitz - Das Jahrhunderthochwasser der Saale im Jahr 2013 hat sich die tief in die Erinnerungen der betroffenen Menschen gegraben, die in direkter Nähe des Flusses auch heute noch wohnen. Auf der Tagung des Bauausschusses der Stadt Könnern stand der Hochwasserschutz des Ortsteiles Trebnitz auf der Tagesordnung. Auch vier Jahre nach der Katastrophe gibt es bisher noch keine zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen. Deswegen hatte der Stadtrat beschlossen, eine Fremdfirma damit zu beauftragen, ein schlüssiges Konzept zu erarbeiten. „Die Saale macht leider nicht immer das, was wir wollen. Deswegen haben wir diesen Auftrag erteilt“, erklärte Könnerns Bürgermeister Mario Braumann.
Fünf Varianten vorgestellt
Die Ergebnisse stellte der Planungsingenieur für Wasserbau vom Büro Fichtner, Marco Hornbogen, den Mitgliedern des Bauausschusses vor. Bei der Analyse der fünf verschiedenen Varianten ist der Fachmann von den Pegelständen des Jahrhunderthochwassers von vor vier Jahren ausgegangen und erläuterte außerdem noch einmal die Umstände, die damals zur Katastrophe führten. „Der Boden war aufgrund der Niederschläge bereits Ende Mai durchweicht. Dann kam es zu einer extremen Wetterlage. Ein Tief zog zunächst über das Mittelmeer, nahm die extrem warme und feuchte Luft auf, die dann zu tagelangen Starkregen über Mitteldeutschland führte und die Pegel der in diesem Gebiet liegenden Flüsse extrem anschwellen ließ“, beschrieb Hornbogen das Szenario.
Der Planungsingenieur hatte die Begebenheiten an der Saale, wie bereits vorhandene Deichanlagen zwischen den Kilometern 47,5 und 60, genauestens untersucht, um möglichst exakte Ergebnisse vorzuweisen. Der Könneraner Ortsteil Trebnitz liegt dabei zwischen 53,9 und 55,2 Kilometer. Als mögliche Schutzmaßnahmen standen stationärer und mobiler Hochwasserschutz zur Auswahl. Zu den stationären Möglichkeiten gehörten der Neubau zweier unterschiedlich langer Deiche (680 oder 1100 Meter bei einer Deichhöhe von 2,5 Metern), die Absenkung der L 153 sowie die Errichtung eines neuen Hochwasserschutzdeiches. Die drei erst genannten Alternativen gewähren bei einer Extremsituation wie vor vier Jahren nicht den nötigen Schutz. Außerdem bewegten sich die Kosten zwischen 360 000 (Absenkung Straße) und 850 000 Euro (1100 Meter langer Deich).
„Ein Hochwasserschutzdeich würde die Wohnhäuser in Trebnitz vor einer Überflutung bewahren. Allerdings stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis. Deswegen käme dieses Projekt für eine finanzielle Förderung nicht in Betracht“, erklärte Hornbogen, der die Kosten auf eine knappe Millionen Euro bezifferte und als einzige Möglichkeit den mobilen Hochwasserschutz sieht. „Dies ist die einzige machbare Lösung, die jedoch nur die Wohnhäuser vor Überflutung schützt. Dazu werden 18 000 Sandsäcke und 50 Einsatzkräfte benötigt, die innerhalb von zwölf Stunden den bedrohten Abschnitt in Trebnitz sichern könnten.“ Dafür muss die Stadt Könnern „nur“ knapp 30 000 Euro aufbringen.
Anwohner sind unzufrieden
„Sicherlich ist dieses Resultat für die betroffenen Trebnitzer nicht zufrieden stellend. Aber wir als Kommune sind auf finanzielle Förderung angewiesen und dürfen nicht in Aktionismus verfallen. Bei solchen Programmen muss das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmen“, sagte Braumann.
Ingo Schumann hat bereits mehrfach mit denn Fluten der Saale ungewollt Bekanntschaft in den eigenen vier Wänden geschlossen. „Ich verstehe nicht, weshalb bei dieser Analyse der Extremfall angenommen wird und habe auch nicht erwartet, dass die Stadt Könnern plötzlich eine Millionen Euro für den Neubau eines Deiches aus dem Ärmel schütteln kann. Für ein normales Hochwasser, das alle zehn Jahre passiert, muss ein vernünftiges Konzept her. Wenn wir das Oberflächenwasser, das vor unseren Türen steht, wirksam bekämpfen könnten, wäre uns schon geholfen“, meinte der Trebnitzer, der in dieser Hinsicht einen vernünftigen Vorschlag bei dieser Sitzung des Bauausschusses vermisste.
(mz)