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Hausarzt-Praxen Hausarzt-Praxen: "Noch ist der Salzlandkreis ganz gut versorgt"

Von Kerstin Beier 09.06.2017, 10:00
Über einen Mangel an Arbeit können sich die Mitarbeiter in den Hausarztpraxen - hier Dr. Chris Hartmann und Schwester Conny - nicht beklagen.
Über einen Mangel an Arbeit können sich die Mitarbeiter in den Hausarztpraxen - hier Dr. Chris Hartmann und Schwester Conny - nicht beklagen. Gehrmann

Aschersleben - Dirk Helbig sitzt in seinem Büro vor einer seiner Karten. Verschiedenfarbige Punkte kennzeichnen, in welchen Orten Hausärzte praktizieren. Manche Punkte sind größer - so wie in Aschersleben, Staßfurt oder Bernburg zum Beispiel. Viele sind kleiner, mancherorts ist alles weiß.

Gesundheit und Nahverkehr sind Eckpunkte

Dirk Helbig leitet beim Landkreis ein Projekt mit einem sperrigen Namen: „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität im Salzlandkreis“. Die Gesundheitsversorgung ist neben Bildung und Nahversorgung ein Teil dessen, was der Landkreis als eine von 18 bundesweiten Modellregionen im Blick haben muss.

Wenn es junge Ärzte heute nicht mehr aufs Land, sondern in die Städte zieht, dann hat eine Verwaltung nur eingeschränkte Möglichkeiten, das zu ändern. „Deshalb braucht es viele Partner von der Kassenärztlichen Vereinigung über Fahrdienste und Kommunen bis hin zu den Ärzten selbst“, sagt Helbig.

Was machen Senioren ohne eigenes Auto?

Und vor allem: Es braucht eine Ist-Analyse. „In diesem Stadium sind wir jetzt.“ Es geht darum, Versorgungslücken rechtzeitig auszumachen. Und wenn sie nicht geschlossen werden können, dann sollen Möglichkeiten gefunden werden, wie zum Beispiel ältere Menschen auch ohne eigenes Auto einen Arzt erreichen können. Helbig nennt erste Ansätze und Ideen, die derzeit in Projektgruppen diskutiert werden: Sprechstunden außerhalb der eigentlichen Praxen, Fahrgemeinschaften und Anreize für junge Ärzte durch ein attraktives Umfeld.

Zwar stünden die Akteure bereits in einem „regen Austausch“, für Schlussfolgerungen sei es jedoch zu früh. Was Helbig aber schon sagen kann: „Noch ist der Salzlandkreis, insbesondere der Raum um Aschersleben, ganz gut versorgt.“ Perspektivisch schwierig sei das Seeland, doch auch in anderen Orten werde „durch die Überalterung in kurzer Zeit einiges wegbrechen.“

In der Stadt Seeland kann es schwierig werden

Diese Aussagen werden im Prinzip bestätigt von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) des Landes Sachsen-Anhalt. In der Stadt Aschersleben einschließlich der Ortsteile praktizieren derzeit 24 Hausärzte, in der Stadt Seeland sechs. Damit sind die Kassenarzt-Sitze bis auf einen besetzt. „Jedoch sind mögliche vorübergehende oder sogar endgültige Praxisschließungen kaum noch von den benachbarten Praxen zu kompensieren“, heißt es aus der Pressestelle der KV. Dies liege am hohen Auslastungsgrad der hausärztlichen Praxen in Sachsen-Anhalt. Das bedeutet mit anderen Worten, dass viele Praxen am Limit arbeiten.

Acht Arztpraxen suchen in den nächsten Jahren Nachfolger

Was die oft beklagte Überalterung der Ärzte in Hausarztpraxen betrifft, so liegen Aschersleben und das Seeland mit 56,6 Jahren leicht über dem Durchschnitt des Landes. Dort sind die Mediziner im Schnitt 54,5 Jahre alt. Wenn jeder der jetzt Praktizierenden im Alter von 65 Jahren in den Ruhestand geht, sind nach Berechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung in den nächsten fünf Jahren acht Praxen verwaist. (mz)