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FSV Drohndorf/Mehringen FSV Drohndorf/Mehringen: Lähmende Ungewissheit bei Kapitän Hartmann

Von Tobias Grosse 28.08.2015, 07:44
In naher Zukunft wird Frank Hartmann (blau/schwarz) nicht auf dem Fußballplatz in Drohndorf trainieren können. Den Kapitän plagen Rückenbeschwerden - ihm bleibt nur die Rolle des Zuschauers.
In naher Zukunft wird Frank Hartmann (blau/schwarz) nicht auf dem Fußballplatz in Drohndorf trainieren können. Den Kapitän plagen Rückenbeschwerden - ihm bleibt nur die Rolle des Zuschauers. Archiv/Tobis Lizenz

Drohndorf - Zugegeben, schon die erste Frage traf direkt ins Mark. Wann er das letzte Mal beschwerdefrei auf einem Fußballplatz stand? Frank Hartmann überlegt kurz und vergewissert sich dann lieber noch einmal: „Komplett beschwerdefrei?“, fragt er. Ja, komplett beschwerdefrei. Die Stimme verfinstert sich: „Daran“, sagt der Kapitän des FSV Drohndorf/Mehringen, „kann ich mich nicht mehr erinnern.“

Zum Duell zweier Aufsteiger kommt es am Sonnabend in Wernigerode. Die heimische Germania empfängt dabei den Salzlandmeister 1. FSV Nienburg. Beide Mannschaften haben drei Punkte auf dem Konto, wobei Nienburg aufgrund eines Spielabbruchs am ersten Spieltag erst eine Partie absolviert hat. Der zweite Aufsteiger aus der Salzlandliga, die TSG Unseburg/Tarthun, gastiert derweil am Sonnabend beim SV Darlingerode/Drübeck. Das Spitzenspiel des dritten Spieltags findet zwischen dem SV 09 Staßfurt und Meisterschaftsfavorit SV Westerhausen statt. (tg)

Hartmann hat seit langer Zeit verschiedenste Beschwerden. Und es ist beileibe keine gewöhnliche Verletzungshistorie, die den 26-Jährigen auch aktuell auf Eis legt.

Sieben Millimeter verschoben

Den Anfang allen Übels zu finden ist schwer. „Es kam nach und nach“, bestätigt Frank Hartmann. Man könnte jedoch vielleicht die Hinrunde der vergangenen Saison nennen. Nach einer überragenden Spielzeit in der Salzlandliga, in der Hartmann den FSV Drohndorf/Mehringen als defensiver Mittelfeldspieler und Kapitän mit 11 Toren zum Aufstieg führte, musste er bereits nach zwei Landesklasse-Partien aussetzen. Der Oberschenkel machte Probleme. Die genauen Gründe wurden nie gefunden. Die Schmerzen kamen und gingen im Wochentakt.

Zwar stand Frank Hartmann relativ schnell wieder auf dem Platz, doch genauso schnell musste er diesen wieder verlassen. Diesmal? Innenmeniskusriss im Knie. Die nächste Pause. Zudem wurde von den Ärzten erklärt, dass die Oberschenkelprobleme durchaus auch vom Knieschaden hätten kommen können. Nach einer Operation stand der Kapitän für den letztjährigen Aufsteiger in der Rückrunde wieder auf dem Rasen.

Komplett beschwerdefrei jedoch nie. Wegen des Oberschenkels oder des Knies? Weder, noch. Frank Hartmann hat seit geraumer Zeit Rückenprobleme. „Und richtig krass“, erklärt er, „wurde es vor drei, vier Monaten.“ Hartmann quälte sich. Die meisten Partien überstand er nur noch mit schmerzstillenden Salben oder Tabletten. Bis vor einigen Wochen gar nichts mehr ging. Oder wie Frank Hartmann es nennt: „Wenn man nicht mal mehr aus dem eigenen Bett kommt.“

Die Tortur nahm neue Ausmaße an. „Viel Bewegung ist eine Qual“, sagt der Kapitän. An Joggen oder Ähnliches kann Frank Hartmann gar nicht denken. Vielmehr geht es wieder von Arzt zu Arzt.

Die lähmende Ungewissheit nach einer Diagnose ist wieder da. Bisher weiß man: Das Kreuzbein, ein keilförmiger Knochen, der die Wirbelsäule im unteren Bereich im Anschluss an die Lendenwirbel fortsetzt, ist bei Hartmann auf der rechten Seite um sieben Millimeter nach unten verschoben. Wie so etwas zustande kommt? „Wahrscheinlich ein schleichender Prozess.“ Und zu allem Überfluss vermutet man, dass das Kreuzbein auch Auslöser aller anderen Beschwerden war.

Die mittlerweile dritte unterschiedliche Diagnose also. „Das ist, ehrlich gesagt, schon traurig“, sagt Hartmann, „und zermürbt einen auch.“ Zumal anscheinend nichts zur Linderung der Probleme beiträgt. „Physiotherapie, Spritzen, Rückenschule, nichts hat bisher was gebracht.“ Und: „Jeder Arzt hat einen anderen Ratschlag.“ Bei drei verschiedenen war Frank Hartmann mittlerweile. Besserung ist nicht in Sicht. Er gibt zu: „Das geht an die Psyche.“

Sogar soweit, „dass ich schon ab und an überlege aufzuhören“, sagt Hartmann, „ich muss ja auch an meine Zukunft denken.“ Bis er sich darüber allerdings im klaren ist, unterstützt er seine Mannschaft, wo er nur kann. „Ich versuche, mich jetzt schon ein bisschen ins Trainergefüge mit einzubauen.“ Denn nachdem der eigentliche Co-Trainer Normen Freisdorf mittlerweile im Tor steht, fehlt Coach Sebastian Otte ein Assistent.

Rückkehr „steht in den Sternen“

Schon den 2:1-Heimsieg gegen den SV Westerhausen vor zwei Wochen beobachtete er vom Spielfeldrand haargenau. Die Trainerschiene könnte am Ende für den Kapitän also der Ausweg sein? „Es ist definitiv eine Option.“ Viel lieber würde er aber natürlich wieder auf dem Fußballplatz stehen. Beschwerdefrei. „Wann das allerdings der Fall sein wird, und ob es überhaupt der Fall sein wird, steht in den Sternen“, sagt Frank Hartmann.

Am Sonnabend (15 Uhr) wird Trainer Sebastian Otte definitiv auf seinen Kapitän verzichten müssen. Der FSV Drohndorf/Mehringen empfängt den SV Hötensleben. „Körperlich und spielerisch eine gute Mannschaft“, weiß Hartmann, „ein Punkt wäre in Ordnung.“ Der Saisonstart mit vier Punkten aus zwei Spielen könnte als gelungen bezeichnet werden.

Und überhaupt „geht es für uns ja nur darum, am Ende die Klasse zu halten“. Frank Hartmann klingt ein bisschen wie ein Trainer. Auch wenn er es nicht will. (mz)