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Wenn Spielplätze Geld kosten Freizeit in Schadeleben: Kostenpflichtige Abenteuer

Von Regine Lotzmann 13.02.2017, 07:49
Für den Spielplatz am Concordia See muss künftig Eintritt gezahlt werden.
Für den Spielplatz am Concordia See muss künftig Eintritt gezahlt werden. Frank Gehrmann

Schadeleben - Die Nachricht kam überraschend: Wer das Abenteuerland, den größten Freiluft-Spielplatz Sachsen-Anhalts, besuchen will, muss ab diesem Jahr Eintritt bezahlen. Erstmalig, seit die inzwischen acht Hektar große Spiellandschaft am Concordia See vor 15 Jahren eingerichtet wurde.

Sebastian Kruse, der Geschäftsführer der zuständigen Seeland-Gesellschaft, listet die neuen Preise auf: zwei Euro für Kinder ab drei Jahren, Erwachsene drei Euro, dazu Gruppentickets für Schulklassen bis 15 Personen für 20 Euro, ebenso viel kostet eine Jahreskarte für die Anwohner, die das Terrain regelmäßig nutzen. Das Parken wird dafür kostenlos sein.

„Wir haben sehr human gerechnet“, findet Kruse. „Ich weiß, das wird trotzdem Diskussionen geben“, zuckt er die Schultern. „Aber wir können nicht anders.“

Kosten sind insgesamt gestiegen

Die Kosten seien gestiegen. Sowohl für das Personal als auch für die Unterhaltung der etwa 40 Spielgeräte. „Die bestehen nun einmal aus Naturmaterialien“, spricht Kruse von Robinienholz. Aus dem sind die Rutschen, Schaukeln, Wippen, vor allem aber die geschnitzten Holzfiguren gemacht. „Und Holz muss ständig ausgetauscht werden. Erst recht, wenn die Geräte schon so alt sind.“

Jede Woche müsse da irgendwo etwas ausgebessert werden, selbst jetzt im Winter, berichtet Kruse auch von Vandalismus.

Gehrmann

Die fantasievollen Spielgeräte zogen im vergangenen Jahr viele Kinder an

Ein Spielplatz in dieser Größe koste eben immer Geld. Hinzu komme, dass der Gesellschaft durch die lange Sperrung des Concordia Sees andere Einnahmen fehlen. „Und wir wollen das Abenteuerland ja auch um neue Attraktionen erweitern“, kündigt der Geschäftsführer an und meint: „Das ist unser Aushängeschild, das Highlight im Seeland.“

Der Aufsichtsrat der Gesellschaft habe deshalb lange diskutiert. Schon seit Jahren seien Eintrittspreise im Gespräch gewesen, immer aber durch die Gesellschafter abgelehnt worden. „Um den langfristigen Erhalt des Spielplatzes abzusichern, müssen wir nun aber diesen Weg gehen“, so Kruse.

Auf dem Weg der Gleichbehandlung

Der sieht darin zudem eine künftige Gleichbehandlung der Gäste. Bisher hätten nämlich immer nur Familien, die mit dem Auto angereist seien, bezahlt: vier Euro für das Parken. Busse mit großen Schulklassen dagegen hätten den Parkplatz umfahren, die Kinder irgendwo am Straßenrand herausgelassen und so die fünf bis zehn Euro Parkgebühren umgangen.

„Manchmal waren das um die 50 Kinder pro Bus“, zählt der Seeland-Geschäftsführer auf und findet: „Und gerade die haben die meiste Arbeit und die größte Abnutzung der Spielgeräte verursacht.“ Das Erheben von Eintrittspreisen sei da viel fairer. „Wir wollen daran nicht reich werden, nur eine kostendeckende Null, denn auch wir müssen betriebswirtschaftlich denken“, sagt Kruse. „Am Ende der Saison werden wir sehen, was das gebracht hat.“

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„Wir wollen den Spielplatz in Zukunft weiter ausbauen, denn er hat Potenzial - wir sehen ja, wie viele Gäste kommen“, erklärt Seeland-Geschäftsführer Sebastian Kruse. So seien es 2016 mit rund 45.000 etwa 4.000 mehr gewesen als im Jahr davor. Das führt Kruse unter anderem auf den Sachsen-Anhalt-Tag zurück, wo Werbung für das Abenteuerland gemacht wurde. Die Besucherzahlen seien allerdings, da bisher kein Eintritt erhoben wurde, nur anhand der verkauften Parktickets und der gesichteten Busse geschätzt. „Ab diesem Jahr werden wir ganz genau Bescheid wissen.“ Eröffnet wird der Spielplatz - ganz nach Tradition - wieder zu Ostern. Beschäftigt sind in der Seeland-Gesellschaft, die sich auch um den Erhalt der Spielgeräte und die Grünpflege kümmert, vier Mitarbeiter. In der wärmeren Jahreszeit kommen fünf Saisonkräfte hinzu. Ebenso Ein-Euro-Jobber, die sich um die Grünpflege kümmern. (mz)

Die fantasievollen Spielgeräte zogen im vergangenen Jahr viele Kinder an
Die fantasievollen Spielgeräte zogen im vergangenen Jahr viele Kinder an
Gehrmann