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Flughafen Magdeburg-Cochstedt Flughafen Magdeburg-Cochstedt: Schotterpiste über den Acker für 160.000 Euro

Von Marko Jeschor 22.04.2016, 11:55
Solche Gullys finden sich in regelmäßigen Abständen über der Abwasserleitung zwischen dem Flughafen und dem Ort Cochstedt.
Solche Gullys finden sich in regelmäßigen Abständen über der Abwasserleitung zwischen dem Flughafen und dem Ort Cochstedt. Frank Gehrmann

Cochstedt - Aus seinem Ärger macht Hecklingens Bürgermeister Uwe Epperlein (WGH) kein Geheimnis. „Das Geld hätten wir an anderer Stelle besser einsetzen können.“ Rund 160.000 Euro finden sich im Haushaltsplan für das aktuelle Jahr. Gebaut werden soll von diesem Geld ein Wirtschaftsweg quer über den Acker vom Flughafen bis nach Cochstedt, man könnte auch sagen: eine Art Schotterpiste im Nirgendwo.

Das Problem: Ohne diesen Wirtschaftsweg wird der Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) Bode-Wipper das Kanalnetz in Cochstedt nicht übernehmen.  Verbandsgeschäftsführer Andreas Beyer erklärte auf MZ-Anfrage, der Bau des Wirtschaftswegs sei eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Übernahme.

Hintergrund: Das Abwasser des Flughafens Magdeburg-Cochstedt wird über eine rund 2,3 Kilometer lange Leitung nach Cochstedt transportiert. Um an diese Leitung im Fall einer Havarie mit tonnenschwerem Gerät gelangen zu können, ist dieser Wirtschaftsweg notwendig. Beyer: „Die Zuwegung muss gesichert werden.“

Warum der Wirtschaftsweg nicht schon vor Jahren gebaut wurde, lesen Sie auf der nächsten Seiten.

Warum das nicht längst passiert ist, konnten weder Bürgermeister Epperlein noch Verbandsgeschäftsführer Beyer sagen. Nur so viel: Als die damalige Stadt Cochstedt Anfang der 1990er Jahre die Abwasserentsorgung des Flughafens übernahm, hätte den Verantwortlichen offenbar auffallen müssen, dass eben diese Zuwegung zum Abwasserkanal fehlt. Ein Versäumnis, das die Stadt Hecklingen nun teuer zu stehen kommt.

Epperlein will deshalb zumindest prüfen, ob die Stadt deshalb Schadensersatzansprüche geltend machen kann. Dafür will der Bürgermeister in die damaligen Übergabe-Protokolle schauen. Beyer erklärte daneben, dass man sich um Fördergelder bemühe. Allzu große Hoffnung macht er sich allerdings nicht. „Das wird sehr schwer.“

Dass es noch keinen Zwischenfall wie eine Verstopfung der vergleichsweise kleinen Leitung in den vergangenen Jahrzehnten gab, bezeichnete der Verbandsgeschäftsführer indes als puren Zufall. Grund: Die Leitung muss ein Gefälle von rund 90 Metern auf kurzer Strecke zurücklegen. Eine Verstopfung wäre besonders für den Flughafen ärgerlich, denn ein Rückstau könnte möglicherweise auch die dortigen Toiletten zum Überlaufen bringen.

Bislang ist für die Abwasserentsorgung in Cochstedt und am Flughafen noch die Stadt Hecklingen zuständig. Derzeit bereiten aber die Stadtverwaltung und der WAZV die Übernahme vor. Ab 2017 soll der Verband die Abwasserentsorgung dort übernehmen. Alle anderen Ortsteile sind längst Teil des Abrechnungsgebiets II des WAZV. Preiserhöhungen soll es mit der Änderung zunächst zwar nicht geben, wie Beyer bereits Ende vergangenen Jahres im Stadtrat in Hecklingen erklärte. Langfristig werde der Wasserpreis jedoch explodieren. „Wir sparen uns kaputt“, sagte er damals.

Dass Hecklingen überhaupt so viel Geld neben den bereits beschlossenen Bauprojekten in der Cochstedter Marktstraße und am Ballplatz in Groß Börnecke locker machen kann, liegt laut Kämmerin Marion Kampe allein an der Tatsache, dass die Stadt im vergangenen Jahr nicht auf die Investitionsmittel von rund 300.000 Euro zurückgriff. Die Stadt stellte aufgrund der finanziellen Schieflage nicht mal einen Haushalt auf. (mz)

Die unterirdische Leitung zwischen Cochstedt und dem Flughafen ist rund 2,3 Kilometer lang.
Die unterirdische Leitung zwischen Cochstedt und dem Flughafen ist rund 2,3 Kilometer lang.
Frank Gehrmann