1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Salzlandkreis
  6. >
  7. Der Hotelbauer: Der Hotelbauer: Gäste wohnen zwischen Tannzapfen Hobelspäne oder Moos

Der Hotelbauer Der Hotelbauer: Gäste wohnen zwischen Tannzapfen Hobelspäne oder Moos

Von Detlef Anders 07.07.2019, 08:57
Martin Dubiel aus Cochstedt mit seinem riesigen Insektenhotel.
Martin Dubiel aus Cochstedt mit seinem riesigen Insektenhotel. FRank GEhrmann

Cochstedt - Mais und Weizen gedeihen gut auf den Äckern rund um Cochstedt. Am Heteborner Weg ist aber eine derzeit vorwiegend blau blühende Wiese der Hingucker. Phazelia heißen diese Wiesenblumen aus der Familie der Bienenweiden. Auch ein paar Ringelblumen sind schon zu sehen. Kohlweißlinge und Bienen flattern hier. Und davor steht ein selbst gebautes großes Insektenhotel, das sogar einen Namen hat.

Der Hotelbauer aus Cochstedt: Die Idee stammt aus dem Internet

„Insektenhotel Hakelhof“ steht dort zwischen Gefachen, die mit Holzstücken mit unterschiedlich großen Löchern versehen sind. Tannzapfen, Hobelspäne, Moos, Wolle, Schilf, Bambusrohr und sogar Ziegel sind in den Gefachen zu sehen. Martin Dubiel und seine Mitarbeiter Jacob Dubiel und Thomas Kluck sowie Ehefrau Katja Dubiel Schabanowski haben das „Hotel“ an Regentagen selbst erbaut. Die Ideen holte sich Martin Dubiel beim Naturschutzbund im Internet.

Der 38-Jährige ist einer der Gesellschafter des kleinsten Landwirtschaftsbetriebes in Cochstedt. Mit den Angestellten und seiner Frau im Büro bewirtschaftet Dubiel 450 Hektar Acker rund um den Hakel. Weizen, Wintergerste, Winterraps und Zuckerrüben sind die Hauptkulturen.

Als Sonderkulturen werden Majoran, Thymian und Körnerfenchel angebaut. Auf drei Flächen hat der Betrieb in diesem Jahr nun Blühmischungen für Bienen und Schmetterlinge gesät, statt sie brach liegen zu lassen. Bislang hatte er auf den fünf Prozent Greeningfläche Gras wachsen lassen. Doch da finden Insekten kaum Nahrung.

Der Hotelbauer aus Cochstedt: Insekten werden dringend gebraucht

„Uns Landwirten wird ja oft nachgesagt, wir spritzen nur und tun nichts für die Umwelt“, sagt Dubiel. Doch er braucht auch die Insekten, um gute Erträge beim Raps oder Fenchel zu erzielen. Deshalb habe er sich entschieden, effektiv etwas für das Image der Landwirtschaft und die Umwelt zu tun. Auch wenn der Umbruch, das Saatgut und die Pflege wieder Geld kosten.

Schon Dubiels Mutter hatte nach einer Initiative der Jagdgenossenschaft und mit Unterstützung der Hochschule Anhalt einst den Naturlehrpfad angelegt.

Nun hat er das Insektenhotel, das am Naturlehrpfad steht, mit den Kindern des Grundschulzentrums Bördeblick aus Groß Börnecke mit den verschiedenen Materialien gefüllt. Die Kindergartenkinder aus Cochstedt werden das bereits vorbereitete zweite Insektenhotel füllen. Das wird auf der zweiten der drei angelegten Wiesen aufgestellt.

Der Hotelbauer aus Cochstedt: Sohn folgt den Fußstapfen seines Vaters

Martin Dubiel stammt aus Leipzig. 1997 war er mit seinen Eltern nach Cochstedt gezogen. Dubiels Onkel, der einst in der LPG gearbeitet hat und nach der Wende mit einem Partner einen Landwirtschaftsbetrieb aufbaute, hatte einen neuen Partner gesucht.

Der Vater stieg ein und nun tritt der Sohn, der in Bernburg-Strenzfeld Landwirtschaft studierte, in die Fußstapfen. Seine Frau stieß 2011 aus Chemnitz dazu. Die nächste Generation, die Familie Dubiel hat drei Kinder (neun, sechs und vier Jahre), ist auch schon da.

Der Hotelbauer aus Cochstedt: Samentütchen für die Grundschüler

„Landwirt ist ein schöner abwechslungsreicher Beruf. Man arbeitet viel und in der Natur“, sagt er. Natürlich sei auch ein gewisses Risiko dabei, weil man von der Natur abhängig ist. Der Ertrag im vergangenen Jahr sei nicht so gut gewesen, „doch nach Regen kommt Sonnenschein und nach Sonnenschein Regen“, weiß er. In diesem Jahr ist er nach den Niederschlägen optimistisch. Und der Landwirt ist gespannt, welche Insekten sich im „Hotel Hakelhof“ vor der Wiese einquartieren.

Im Laufe des Jahres werden auf der Wiese davor übrigens auch Blumen, wie Färberkamille, Pastinaken, Salbei, Luzerne, Hornschalenklee, Margeriten, Wilde Möhre, Koriander, Steinklee und vieles mehr, blühen.

Die Kinder der Grundschule haben sich kleine Samentütchen aus Cochstedt mitgenommen. Vielleicht blüht ja nächstes Jahr in ihrer Nachbarschaft auch eine kleine Wiese für Bienen und Schmetterlinge. (mz)