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Könnern Chris und Detlef Röthling aus Könnern: Vater und Sohn an der Feuerwehr-Spitze

Von Katharina Thormann 25.04.2017, 07:45
Detlef und Chris Röthling (rechts) leiten ab sofort gemeinsam die Feuerwehr der Einheitsgemeinde der Stadt Könnern.
Detlef und Chris Röthling (rechts) leiten ab sofort gemeinsam die Feuerwehr der Einheitsgemeinde der Stadt Könnern. Pülicher

Könnern - Es passiert immer wieder, dass bei den Röthlings in Könnern nur eine - die Frau des Hauses - vor dem Sonntagsbraten sitzen bleibt und plötzlich Vater Detlef, Sohn Chris und dessen Freundin losstürmen, sobald die Sirene durch die Stadt schallt. Seit ein paar Wochen dreht sich im Leben der Familie noch ein bisschen mehr alles nur um die Feuerwehr. Denn nachdem Detlef Röthling schon seit fünf Jahren die Feuerwehr der kompletten Einheitsgemeinde Stadt Könnern leitet, hat nun Sohn Chris auch noch das Amt des Stellvertreters übernommen. Vater und Sohn an der Spitze - so etwas ist einmalig im Altkreis Bernburg.

Vier Generationen in der Wehr

Eine wirkliche Überraschung ist das aber nicht. Schließlich handelt es sich bei den Röthlings um eine echte Feuerwehrfamilie. „Mein Opa löschte schon Feuer und mein Vater auch“, erzählt der 54-jährige Detlef Röthling. Und dann wuchs er auch noch direkt neben dem Feuerwehrgerätehaus auf. Schaute als Kind schon zu, wie die Lebensretter mit Blaulicht ausrückten. „Die Feuerwehr hatte einfach eine magische Anziehungskraft auf mich“, erzählt der gelernte Kfz-Mechaniker, der während seiner Lehrzeit beim Hoch-, Tief-, Straßen- und Brückenbau in Bernburg nach seiner Zeit als Jugendbrandschutzhelfer ein paar Jahre pausierte.

Im Alter von 20 Jahren saß er das erste Mal mit im Löschfahrzeug auf den Weg nach Alt Mödewitz. „Dort stand eine Scheune in Flammen“, erinnert sich Röthling an seinen ersten, aber bei weitem nicht schwierigsten Einsatz. „Für mich sind das immer die, bei denen Menschen zu Schaden kommen“, sagt der eigentlich routinierte Lebensretter. Doch wenn, wie bei einem Unfall in den 1990er Jahren zwischen Könnern und Trebitz, Kinder ums Leben kommen, muss auch er schlucken.

Ebenso schlimm war für ihn auch das schwere Busunglück mit zwölf Toten auf der A 14 im Jahr 2007. Zu der Zeit drückte Sohn Chris noch die Schulbank und trat erst drei Jahre später in die Jugendfeuerwehr ein. „Mich hat das alles schon als Kleinkind fasziniert“, erzählt der heute 26-Jährige, der trotz seines jungen Alters auch schon einiges miterlebt hat. „Bei meinem ersten Einsatz, da war ich gerade 18, brannte ein Wäschetrockner in der Burgstraße“, erinnert sich Chris Röthling. Zu knabbern hatte er allerdings bei einem Unfall auf der A 14, als ein Mensch im Auto verbrannte und die Einsatzkräfte ihn nicht retten konnten.

Seinen schnellen Aufstieg hat der gelernte Konstruktionsmechaniker seinem damaligen Arbeitgeber zu verdanken. Aufgrund flexibler Arbeitszeiten ist er nun wie sein Vater Verbandsführer. Und auch jetzt, nach seiner Ausbildung zum Rettungssanitäter, bleibt aufgrund des 24-Stunden-Dienst-Systems genug Zeit für Feuerwehr und alles, was dazugehört.

Klare Arbeitsteilung

Auch wenn Sohn Chris seinen Vater um zehn Zentimeter größenmäßig überragt, so überlässt er die Hauptaufgaben, wie den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz, seinem Vater. „Ich werde mich um die Technik und Ausstattung der Wehren kümmern und um die Aus- und Weiterbildung“, zählt Chris Röthling auf. Viel Zeit zum Entspannen bleibt nicht übrig. Wenn, dann haben beide das gleiche Ziel für die Auszeiten: die Skigebiete in Österreich und Italien. Auch dabei schießt ihnen wie bei der Brandbekämpfung das Adrenalin durch den Körper, wenn sie auf den Brettern die Pisten bezwingen. (mz)